Was würde Hamlet dazu sagen?

■ Sein oder Nichtsein: Erste Vorschläge zum Kulturhaushalt 94 / Shakespeare Company geadelt

Als einziges, großes Drama hatte sich die Debatte um das, was staatlicherseits an kulturell Wertvollem noch gefördert werden könne, jüngst angekündigt. Jetzt ist die Debatte da, in Form eines ersten Haushaltsentwurfs der Kultursenatorin für 1994. Und von Drama keine Spur — so hat es jedenfalls den Anschein: Sparsame Akzente vor allem bei den kleineren Kulturinitiativen sollen gesetzt werden, und auch die Dinosaurier unter den Betrieben werden nicht geschlachtet, sondern nur zaghaft gestutzt.

Noch in der vergangenen Woche klang das etwas anders. Da hatte Senatorin Helga Trüpel deutliche, eben Dramatik verheißende Worte gesprochen: „Treffen wird das alle Bereiche, sowohl die klassischen kulturellen Institutionen als auch die freie Kulturszene.“ Getroffen dürften sich aber eher all jene fühlen, die nach einer Konzentration der Kräfte im weitverzweigten bremischen Kulturleben gerufen hatten — unter anderem die Freidemokraten. Deren Aufruf nach sofortiger Zusammenlegung von Schlachthof und Lagerhaus, respektive Förderung nur noch eines der beiden Betriebe — dann aber richtig! — sie verhallte scheint's ungehört. Trüpels Vorschlag: Je 600.000 £Mark sollen jährlich aus der Stadtkasse in die Kulturarbeit im Schlachthof und im Lagerhaus fließen.

Ob dort nun die ganz große Freude ausbricht, sei allerdings dahingestellt. Denn Trüpels Geldsegen wirkt eher als Trostpflaster für all jene Verluste, die vielen Initiativen ins Haus stehen. Die Streichung von rund 300 ABM-Stellen bis zum Ende des Jahres wird der bescheidene Bremer Etat nicht auffangen können — auf 17 Millionen beziffert Trüpel das Defizit durch schwindende „Drittmittel“, vor allem gewesene ABM-Stellen.

Statt mäßiger Projektförderung will die Senatorin nun vormals freie Initiativen mit festen Haushaltstiteln versehen. An der Spitze: Norbert Kentrups „Shakespeare Company“ — mit 800.000 Mark belohnt Trüpel den langen Atem der engagierten Volks-Klassiker. Erstmals werden Freiraum-und Schnürschuh-Theater mit einer halben Million Mark spielen können. Die Frauenkulturarbeit findet gleichfalls erstmals Erwähnung und soll 200.000 Mark zugeschossen bekommen. Die Kulturläden-, Werkstätten und Stadtteil-Projekte sollen mit 330.000 Mark bedacht werden — 1993 lag der Ansatz mit 120.000 Mark weit darunter.

Und das Theater? Dem Trüpel „einige Sparrunden“ geweissagt hatte? Es soll — bei einem Zuschuß von weiterhin über 41 Millionen Mark an die GmbH — etwa zwei Millionen Mark einsparen. Von einem Aufbrechen der „verkrusteten Strukturen“ in den großen Betrieben jedenfalls ist im Entwurf kaum etwas zu entdecken. Das muß ohnedies auf anderem Wege besorgt werden. Endgültig fällt der Vorhang allein, wer hätte das nicht gedacht, für das Ernst-Waldau- Theater. Über alles andere wird sich die Deputation am 18. Juni streiten dürfen. two