Das eigene Blatt nicht gelesen?

Wahrlich, ein schmutzfinkender Übelschreiber ist er, der Fernsehjournalist Klaus Bednarz, der dem Spiegel, der FAZ und den Springer-Blättern in den Tagesthemen zu Solingen Panikmache gegen Ausländer vorwarf. Dem Spiegel war nun dies immerhin ein Editorial wert und darin ein Lamento über fehlende Beleg- und Fundstellen des WDR-Redakteurs: Ganz so, als würden die Spiegel- Journalisten ihr eigenes Blatt nicht mehr lesen:

Schlimm ist's schließlich schon, wenn man am hochsensiblen 24. Mai, also kurz vor der Asyl-Enthebung durch den Bundestag, Bilder mit den üblichen bierflaschen-grölenden Flüchtlingen auf den Weg schickt, garniert mit einigen Abenteuerstorys über schrebergartenterrorisierenden Romas (natürlich Romas!) und politikerterrorisierenden Autonomen. Der Spiegel also mal wieder auf dem rechten Auge blind?

Jeder macht seine eigenen Erfahrungen mit Flüchtlingen und der Spiegel eben seine. Nicht so schlimm, möchte man meinen, jedoch: Wahre Informationen findet man in erwähntem Artikel nur für Experten geschickt verpackt. Einige wenige jedoch, wie z.B. der Nestbeschmutzer Bednarz, können anscheinend Informationen von Panikmache unterscheiden – kraft des Verstandes:

Die türkischen Familien in Mölln und Solingen, denen unser aufrichtiges Mitgefühl gilt, lebten bereits seit geraumer Zeit in unserem Land. An ihnen und ihrem „Andrang“ (Spiegel) sind unsere Kommunen nicht gescheitert. Hier werden in unverantwortlicher Weise Flüchtlinge gegen Immigranten ausgespielt. Flüchtlinge übrigens, von denen der nun ehemalige UN-Flüchtlingskommissar Walter Koisser zu recht behauptet, daß pro Kopf der Bevölkerung andere europäische Länder mehr aufgenommen hätten – keine Spiegel-relevante Information? Macht nichts, Herr Koisser ist ja nun im Ruhestand.

Nicht jedoch der böse, dolchstoßende Herr Bednarz vom WDR. Der Spiegel sollte daher schnell zu verantwortlichem Journalismus zurückfinden und darin erkennen, da jede Panikmache gegen Flüchtlinge – schon schlimm genug an sich – auch unsere dunkelhäutige Bevölkerungsminderheit ausländischer Herkunft trifft. Oder will der Spiegel Zeinab brennen sehen? Hermann Keßler, Oftersheim,

Autor des Buches „Die

multikulturelle Gesellschaft“