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Unwiderstehlich

■ Zelttheater im Sternschanzenpark

„Wir wissen nicht, was wir spielen - es hängt von Ihren Vorschägen ab.“ Damit eröffnete die Theatergruppe „Wilder Wechsel“ am Freitagabend die 2. Hamburger Zelttheaterwoche. Was dann geboten wurde, war bestes Stegreiftheater: Jede Publikumseingabe, ob „Gummibärchen“, „Hockeyschläger“ oder „Zahnpasta“, wurde spontan in einen Sketch übersetzt, nicht jedesmal problemlos, aber immer mutig und mit schlauer Ironie. Am Sonnabend um Mitternacht dann die sich selbst erfüllende Prophezeiung der Spielmänner aus der Theaterwerkstatt „bajazzo“, die von ihrem Stück „Saltarello“ verspricht: „Es wird durchzogen von pechschwarzen Humor,.“ Es wurde tatsächlich kaum gelacht - der schwarze Humor verkohlte.

Von „anarcho“ bis „zerebral“ reichen die Themen der diesjährigen Kleinkunstaktionen im Sternschanzenpark. Was hier allerdings an akrobatischer Albernheit, höherem Blödsinn, intimer Clownerie und circensichem Ulk geboten wird, ist die große Kunst, dem Hampelmann in jedem von uns mal so richtig wieder am Schnürchen zu ziehen. Egal wie steif dessen Glieder, wie vermieft dessen Launen sind, dieser intuitiven Erweckungskomik kann er, wenn sie richtig ankommt, nicht widerstehen. In der Überzeugung, alles sei spielbar, wenn's das Publikum glaubt,schrecken diese Equilibristen der Phantasie vor keiner Harlekinade zurück. Das Verbindende der Produktionen ist die Musik. Die Zelttheaterwoche ist der Versuch, ein kulturelles Forum nichtprofessioneller und nichtkommerzialisierter Theaterkunst in Hamburg zu schaffen.Organisiert wird das Festival von der Spiel-und Theaterwerkstatt „Bajazzo“, die am Samstag, den 19. Juni, zum Fußballturnier der norddeutschen Theatermannschaften, ein Kinderfest im Sternschanzenpark veranstaltet.

Daniel Rau

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