Brutalität an Mädchen

■ Brasilien: Dossier denunziert Kinderprostitution von Goldgräbern

Rio de Janeiro (taz) – Die Kinderprostitution in brasilianischen Goldgräberrevieren hat erschrekkende Ausmaße angenommen. Nach einem jetzt vorgestellten Dossier werden in einem Revier in der Nähe der Stadt Guajara im Bundesstaat Rondonia zehn- bis zwölfjährige Mädchen zum Geschlechtsverkehr mit HIV-infizierten Goldgräbern gezwungen. Prostituierte, die Widerstand leisten, werden umgebracht.

Die schwerwiegenden Kindesmißhandlungen stimmen mit den Vorwürfen überein, die auf der UNO-Menschenrechtskonferenz in Wien gegen Brasilien erhoben werden. Nach Angaben des Politikwissenschaftlers Paulo Sergio Pinheiro, Teilnehmer der Wiener Konferenz, hat Brasilien zwar seit 1985 alle internationalen Konventionen gegen Menschrechtsverletzungen unterzeichnet. „Trotzdem werden heute mehr Habenichtse auf den Polizeirevieren gefoltert als während der Militärdiktatur“, sagt Pinheiro.

In ganz Brasilien gibt es nach Angaben des Sozialministeriums etwa eine halbe Million minderjähriger Prostituierte. Während in Großstädten der Straßenstrich überwiegt, „vermieten“ im Amazonas Eltern ihre Kinder an Lastwagenfahrer und Goldgräber. In dem Garimpo Araras im Bundesstaat Rondonia werden Mädchen, wenn sie noch Jungfrauen sind, für 400 bis 500 Dollar gekauft.

„Die Mehrheit der Mädchen wird, wenn sie nicht an Aids stirbt, von den Goldgräbern wie Tiere abgeschlachtet“, berichtet Antonia Ferreira Pinto. Die 32jährige Goldgräber„braut“ verließ nach dem Tod ihres Mannes das Revier und trug durch ihre Aussagen zur Erarbeitung des Dossiers verschiedener Menschenrechtsorganisationen sowie der Stadtverwaltung von Rio Branco bei. Widerstand im Garimpo wird mit dem Tode bestraft. Antonia Ferreira Pinto wurde Zeugin, wie ein „Garimpeiro“ ein elfjähriges Mädchen umbrachte, das sich ihm sexuell verweigerte. „Er schnitt ihren Hals ab und stellte ihren Totenschädel in seinem Boot zur Schau. Die anderen Goldgräber applaudierten“, erinnert sich Antonia. Astrid Prange