Gefängnisstrafen wegen Anschlägen

■ Friedhofsschänder in Konstanz verurteilt / Jugendstrafe in Schwerin

Konstanz/Schwerin (AP/dpa) – Wegen Friedhofsschändungen und Anschlägen auf Asylbewerberunterkünfte im Bodenseeraum sind am Freitag drei zur rechten Szene gehörende Männer im Alter zwischen 22 und 27 Jahren zu Freiheitsstrafen zwischen zwei und vier Jahren, ein „Mitläufer“ zu einer Geldstrafe verurteilt worden. In seiner mündlichen Urteilsbegründung sagte Richter Hans-Peter Kotyrba, zumindest bei den drei Haupttätern habe „Frust und Dummheit“ eine Rolle gespielt. Sie seien von einer „Mischung aus neonazistischem Denken und kriminellem Hintergrund“ geprägt. Die jungen Männer seien zwar nicht Mitglieder rechtsextremistischer Organisationen gewesen, hätten aber Kontakte zur inzwischen verbotenen „Nationalen Offensive“ und der legalen „Heimattreuen Vereinigung Deutschland“ gehabt und an Schulungen teilgenommen. Die vier Männer hatten in wechselnden Besetzungen im Februar und Oktober 1992 den jüdischen Friedhof in Wangen und den KZ-Friedhof bei Birnau verwüstet. Außerdem hatten sie einen Brandanschlag auf ein unbewohntes Asylbewerberheim in Singen verübt. Bei einem Angriff auf eine Unterkunft für Asylbewerber in Gottmadingen hatten der 27 Jahre alte Haupttäter und sein 24jähriger Freund Steine in das Haus geworfen und nur knapp die Köpfe schlafender Kinder verfehlt.

Wegen eines Überfalls auf das Asylbewerberheim im mecklenburgischen Bahlen (Kreis Hagenow) im Juli 1992 ist ein 18jähriger zu einer Jugendstrafe von zwei Jahren und sechs Monaten verurteilt worden. Der Boizenburger habe den Überfall mitgeplant, Molotow-Cocktails hergestellt und einen der Brandsätze – ohne zu treffen – auf einen Hausmeister geworfen, begründete die Kammer das Urteil.

Das Verfahren war abgetrennt worden von jenem gegen zehn Mitangeklagte – darunter der Hagenower Ex-NPD-Kreischef Rüdiger Klasen (25). Für Klasen hat die Staatsanwaltschaft wegen versuchten Mordes eine Freiheitsstrafe von fünf Jahren und drei Monaten beantragt. Für die neun anderen Angeklagten wurden Jugendstrafen, teilweise auf Bewährung gefordert. Die Verteidiger beantragten für sechs Angeklagte Bewährungsstrafen, für drei eine Verwarnung oder soziale Trainingskurse.

Neue Anschläge

Regensburg/Marsberg (dpa) – In Regensburg haben am Donnerstag drei Skinheads auf offener Straße eine Frau überfallen und sie mit zehn Schnitten im Gesicht verletzt. Nach Angaben der Polizei hatten die drei Täter offenbar geglaubt, eine Ausländerin vor sich zu haben. Obwohl die dunkelhaarige Frau die Frage, ob sie Deutsche sei, bestätigte, hätten die Männer sie festgehalten und der 21jährigen Angestellten mit einer Rasierklinge zehn schmerzhafte Schnitt auf einer Wange beigebracht. Dabei hätten die Täter gesagt: „Du siehst aus wie eine Ausländerin“. Nach der Drohung, ihr beim nächsten Mal auch die andere Gesichtshälfte zu zerschneiden, seien sie geflüchtet. Ein 38 Jahre alter Mann und sein 18jähriger Neffe haben am Donnerstag nachmittag den Brandanschlag auf ein Asylbewerberheim im sauerländischen Marsberg gestanden.

Bei dem Anschlag wurde niemand verletzt. Nach Angaben der Staatsanwaltschaft Arnsberg gaben die beiden Festgenommenen an, ihren Tatentschluß spontan bei reichlichem Alkoholgenuß auf einer Familienfeier gefaßt zu haben, nachdem im Fernsehen ein Beitrag über Straftaten gegen Ausländer gezeigt worden war.