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Linoleum ist groß im Kommen

■ Beim Einrichten von Wohnungen wird oft am Boden gespart / Verbraucherzentrale favorisiert Holzfußböden / Umweltfreundliche Möglichkeiten zur Versiegelung

Ein wichtiger Bestandteil der Wohnungseinrichtung wird oft außer acht gelassen: der Fußboden und sein Belag. Denn obwohl er wirklich Grundlage für alles andere in den eigenen vier Wänden ist, wird bei ihm zuerst gespart. Das kann jedoch schlimme Folgen haben, wie Peter Dirk von der Verbraucherzentrale berichtet.

Wie sollte also vorgegangen werden, wenn die Wohnung neu gestaltet wird? Und welcher Belag ist der beste und umweltfreundlichste? Zunächst muß geklärt sein, ob der Untergrund in Ordnung ist. Sind nämlich Dielen oder tragende Balken morsch, muß sie der Vermieter ohne Murren ersetzen. Anschließend sollte folgender, von der Verbraucherzentrale aufgestellter Fragenkatalog beantwortet werden:

– Welchem Zweck dient der Raum?

– Wo liegt der Raum, ebenerdig mit Tür zur Terrasse oder im 7. Stockwerk?

– Wie groß ist der Raum?

– Welches Format hat der Raum?

– Welcher Raumeindruck wird gewünscht?

– Erhält der Raum viel Tageslicht?

– Soll der Bodenbelag auf einer Fußbodenheizung liegen?

– Gehören Tiere zum Haushalt?

– Welche ökologischen und gesundheitlichen Probleme kann der Belag mit sich bringen?

– Zu welchem Preis ist der Belag erhältlich?

Hilfe bei Schall- und Wärmeschutz für Böden und Decken bietet das Aktionszentrum Umweltschutz Berlin (Theodor-Heuss- Platz 7, 301 56 44). „Wir beraten auch, wenn jemand eine Fußbodenheizung einbauen möchte“, sagt Detlef Bramigk vom Aktionszentrum. Für Fragen in Sachen Fußbodenbeläge steht hingegen die Verbraucherzentrale (Bayreuther Straße 40, 21 90 74) zur Verfügung.

Peter Dirk ist dort zuständig für die Wohnberatung. „Ich favorisiere grundsätzlich erst einmal Holz als Belag“, sagt er. Um den Untergrund besonders umweltfreundlich zu renovieren, gebe es inzwischen verschiedene Möglichkeiten, das Holz zu behandeln, nachdem es abgeschliffen ist. Wer keinen Lack mit beißenden Lösungsmitteln auftragen will, kann Harzöle, Harze, Wachse oder Wasserlacke verwenden. „Zum Versiegeln der Dielen sind auch Kombinationen möglich“, stellt Dirk fest. „Außerdem müssen nicht alle Räume auf die gleiche Art und Weise versiegelt sein.“

Groß im Kommen sei derzeit wieder Linoleum, sagt der Wohnberater. Die Mixtur aus Harz, Kork, Leinöl und Jute sei „am natürlichsten“. Der Boden ist dann besonders pflegeleicht. „Nicht so einfach, wie man glaubt“, sei hingegen ein Belag aus reinem Kork. Denn das geschrotete Naturmaterial (meist aus Portugal) enthalte oft unbekannte Bindemittel. Zu einer weiteren Auflage rate er überhaupt nicht: Polyvinylchlorid, kurz: PVC. Hier könne es zu gesundheitsgefährdenden Ausdünstungen kommen; Folge seien einfacher Gestank bis hin zu Reizungen der Schleimhäute. Allergiker sind oft besonders betroffen.

Deshalb sei auch bei manchen Teppichen Vorsicht geboten, auch wenn sie aus Naturmaterial hergestellt sind. Denn die pflanzlichen (Kokos, Kork) und tierischen (Wolle) Stoffe würden meist mit Chemikalien, also Pestiziden und Herbiziden, behandelt. Das gleiche gilt, nach Ansicht Dirks, für jeden anderen Teppich. Vorsicht deshalb auch vor Billigangeboten, warnt Dirk. „Wir wissen bei Beschwerden schnell, wo der Kunde den Teppich gekauft hat, ohne daß er es uns gesagt hat.“

Obendrein hat Dirk bemerkt, daß in vielen Baumärkten „fast überhaupt keine Beratung stattfindet“. Deshalb rät er, grundsätzlich vor dem Kauf zur Verbraucherzentrale zu kommen. Eine Produktberatung kostet dort drei Mark, eine Rechtsberatung fünf Mark. Rechtlich geklärt ist, daß ein stinkender oder gesundheitsgefährlicher Belag bis zu einem halben Jahr nach dem Kauf zurückgegeben werden kann, auch wenn er schon zurechtgeschnitten ist. Des weiteren kann bei der Verbraucherzentrale eine 17seitige Broschüre zum Thema Fußböden bestellt werden, wenn ein Verrechnungsscheck in Höhe von 10 Mark beiliegt. Peter Thun

Verbraucherzentrale Berlin, Bayreuther Str. 40, 10787 Berlin

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