„Sühnezeichen“ gerettet

■ EKD-Vertreter sagt der Organisation finanzielle Unterstützung zu

Berlin (taz) – Das Ende der „Aktion Sühnezeichen/Friedensdienste“ scheint vorerst abgewendet zu sein. Die am Sonnabend in Berlin tagende außerordentliche Mitgliederversammlung hat dem vom Vorstand vorgelegten Sparhaushalt, der ein Volumen von 3,8 Millionen Mark hat, zugestimmt. Außerdem wurde der Leiter des Evangelischen Bildungswerks Berlin-Brandenburg, Dr. Manfred Karnetzki, zum neuen Vorsitzenden des Vereins gewählt, der sich seit 35 Jahren für die Aussöhnung mit den vom Nationalsozialismus verfolgten Völkern einsetzt. Sein Vorgänger, der Beienroder Pfarrer Klaus Geyer, hatte im Januar im Zweifel über die Überlebensfähigkeit des Vereins, der wegen einem Finanzloch und interner Querelen in die Schlagzeilen geraten war, seinen Rücktritt erklärt.

Der EKD-Vertreter im Sühnezeichen-Vorstand, Martin Hennig, erklärte, bei einem Gespräch zwischen Vorstandsmitgliedern von Sühnezeichen und dem EKD- Ratsvorsitzenden sei deutlich geworden, „daß Sühnezeichen auf dem Wege der Konsolidierung ist“.

Der Verein könne darauf hoffen, daß die EKD-Ratstagung Ende Juli die restlichen Mittel freigeben werde. Im April hatte die EKD noch mit einer Auflösung des Vereins gedroht und 300.000 Mark ihres jährlichen Zuschusses in Höhe von einer halben Million Mark gesperrt.

Der im neuen Haushaltsentwurf enthaltene Fehlbetrag in Höhe von 103.000 Mark soll durch Spenden gedeckt werden. Eine unter dem Motto „Aktion Sühnezeichen muß überleben“ eingeleitete Spendenoffensive habe bereits 110.000 Mark eingebracht, erklärte Geschäftsführer Ulrich von Trotha.

Der neue Haushaltsplan sieht gegenüber dem im Frühjahr von der Mitgliederversammlung verworfenen Etat Einsparungen in Höhe von 440.000 Mark vor. Sie ergeben sich aus der vorläufigen Nichtbesetzung von zwei Stellen im Berliner Büro der Organisation und einem Rückgang der allgemeinen Verwaltungskosten im ersten Halbjahr 1993. Außerdem mußte die Zahl der Freiwilligen eines zweijährigen sozialen Dienstes von 156 auf 133 gesenkt werden.

Inhaltlich verständigte sich die Mitgliederversammlung, deren Spektrum von gläubigen Christen bis zu Linken in der Friedensbewegung reicht, auf ein gemeinsames Positionspapier, das sich zur Wechselwirkung von Erinnerungsarbeit und aktuellen politischen Auseinandersetzungen bekennt. Schwerpunkt der Arbeit werden weiterhin Friedensdienste und Gedenkstättenfahrten sein. Stärker als bisher will man sich in die Debatte um die gesellschaftlichen Ursachen des gewalttätigen Rechtsextremismus einmischen. Horst Seferens