■ NACHGEFRAGT
: "Streik unwahrscheinlich"

Morgen werden Arbeitgeber und die Gewerkschaften HBV und DAG noch einmal versuchen, sich auf einen neuen Tarifvertrag für den Bremer Einzelhandel zu einigen. Die HBV hat gestern ihre Urabstimmung in fünf Bremer Kaufhäusern abgeschlossen, die DAG hat ihre Mitglieder bisher noch nicht zu Arbeitskampfmaßnahmen mobilisiert. Eberhard Buschbom-Helmke, der für Bremen zuständige DAG-Sekretär, will sieht trotzdem noch keine Trennung der Gewerkschaften.

taz: Die HBV hat heute ihre Urabstimmung über einen Streik im Bremer Einzelhandel abgeschlossen. Warum hat die DAG nicht mitgezogen?

Eberhard Buschbom-Helmke: Die DAG hat bei den bisherigen Verhandlungen in Bremen ein Entgegenkommen der Arbeitgeber auf das Niveau anderer Tarifgebiete gesehen; und das Angebot in der letzten Runde gab keinen Anlaß, eine absolute Verweigerungshaltung der Arbeitgeber zu sehen. Aber wenn wir am Freitag nicht zu einer Einigung kommen, dann wird es von uns natürlich auch diese Signale geben.

In Niedersachsen hat die DAG schon unterschrieben, während die HBV noch streikt — und zwar einen Tarifvertrag, in dem die Karenztage nicht geregelt sind...

Das ist falsch. In Niedersachsen gibt es nur einen Gehalts- und Lohntarifvertrag mit der DAG, der einer Erhöhung von 3,4 Prozent entspricht. Ein Manteltarifvertrag ist noch nicht mit unterschrieben worden. Dafür gibt es einen neuen Verhandlungstermin am 12. Juli. Da geht es dann, was die Karenztage, die Urlaubsangleichung und die Sonderzahlungen angeht, richtig zur Sache.

Die DAG würde trotz abgeschlossenem Lohntarifvertrag für die Karenztage noch streiken?

Ja, aber oberstes Ziel muß natürlich sein, für Bremen am Freitag eine Gesamtlösung zu finden.

Es könnte ja auch passieren, daß, wenn das Geld erstmal geregelt ist, der Rest lieber auf die lange Bank geschoben wird...

Wenn die Arbeitgeberseite dieser Annahme ist, dann muß sie sehr vorsichtig sein. Es wird kein Signal von uns in dieser Richtung geben. Wir wollen das Gesamtpaket.

Ziehen Sie da mit der HBV noch an einem Strang?

In Bremen ja — solange die Eigenständigkeit jeder Organisation gewahrt ist. Bisher gab es keinen Anlaß, davon abzuweichen.

Nehmen wir mal an, die HBV ruft morgen nach Abschluß der Urabstimmung in einem der Bremer Kaufhäuser zum Streik auf; spielen die DAG-Mitglieder dann Streikbrecher?

Die DAG ist eigenständig, die DAG hat eigene Streikrichtlinien. Der Bundesvorstand hat im Vorfeld beschlossen, daß Arbeitskampfmaßnahmen eingeleitet werden, wenn es am Freitag zu keinem Tarifabschluß kommt. Ich denke, es ist unwahrscheinlich, daß die HBV vorher streiken wird, weil sie im Vorfeld in einem internen Gespräch gegenüber den Bremer Arbeitgebern erklärt hat, daß es bis zum Freitag erstmal keine Streiks gibt. Ich denke, daß sie in diesem Punkt Wort halten werden. Fragen: Dirk Asendorpf