Frauenflüchtlingshaus in Planung

■ Im August entscheidet der Senat, ob es in Berlin einen Zufluchtsort für Frauen aus Kriegsgebieten geben wird

Die Pläne für ein Flüchtlingshaus für Frauen aus Kriegsgebieten nehmen Gestalt an. In einer von der Senatsverwaltung für Arbeit und Frauen erarbeiteten Senatsvorlage ist neben anderen Hilfsangeboten für Flüchtlinge aus dem ehemaligen Jugoslawien auch ein Flüchtlingshaus vorgesehen. Es soll Frauen aufnehmen, die in Kriegsgebieten von Formen der Gewalt betroffen sind. In etwa sechs Wochen wird der Senat darüber entscheiden, derzeit liegt die Vorlage noch in verschiedenen Senatsverwaltungen zur Mitzeichnung. Sowohl Frauen, die sich bereits in Berlin aufhalten, als auch solche, die sich noch in den Kriegsgebieten befinden, sollen dort Aufnahme finden können. „Wir wollen damit auch einen Beitrag leisten, von Vergewaltigung betroffenen Frauen zu helfen“, so Staatssekretärin Helga Korthaase.

Grundlage für die Vorlage ist die von dem neu gegründeten Verein „Azra – Internationaler Verein gegen Kriegsgewalt an Frauen“ erarbeitete Konzeption. „Azra“ ist ein bosnischer Mädchenname. „Die Azra, die dem Verein den Namen gab, war eine der ersten bosnischen Frauen, die das Schweigen über die Vergewaltigungen brach“, sagt Gründungsmitlied Begzade Djulović-Kilian. Die 16jährige war in einem Lager mehrfach vergewaltigt worden, hatte ein halbes Jahr gegen die Serben gekämpft und dann auf einer UN-Versammlung von ihren Erfahrungen berichtet.

Die Konzeption sieht vor, 70 Frauen und Kinder aufzunehmen und zu betreuen. Sie sollen in einer geschützten Atmosphäre zur Ruhe kommen und sich in einer neuen Umgebung eingewöhnen. Auch soll Hilfe bei der Bearbeitung traumatischer Kriegserlebnisse angeboten werden.

Autonome Frauengruppen in den Kriegsgebieten sollen Listen von Frauen und Kindern zusammenstellen, die in dem Haus Aufnahme finden sollen. Derzeit arbeitet der Verein mit Gruppen im ehemaligen Jugoslawien zusammen, etwa in Zenica, Riecca, Zagreb und Varazdin. „Unter uns sind auch Flüchtlingsfrauen, die gern in einem solchen Haus arbeiten würden“, so Djulović-Kilian. Der Verein, vor allem Flüchtlingsfrauen und Mitarbeiterinnen in Beratungsstellen und Frauenhäusern, würde gern die Trägerschaft für das Haus übernehmen. cor

Kontaktadresse: Azra, Fregestraße 64a, 12159 Berlin. Spenden an das 2. autonome Frauenhaus, Postgiro Berlin, BLZ 10010010, Kto. 9402-103, Stichwort Frauenflüchtlingshaus