Baufirmen müssen Klimakiller ersetzen

■ Umweltschützer entdecken auf Senatsbaustellen wieder FCKW-haltige Materialien / Endlich macht der Senat Ärger

Wie gefährlich das Ozonloch für Umwelt und Gesundheit ist, weiß inzwischen jeder Schüler. Dennoch reißt die Kette von Fällen, in denen Berliner Baufirmen Ozonschicht-schädigende Stoffe verarbeiten, nicht ab. Greenpeace und die Umweltgruppe „Kaktus“ an der Technischen Universität (TU) haben jetzt erneut drei Baustellen entdeckt, auf denen der Klimakiller FCKW (Fluorchlorkohlenwasserstoff) verwendet wird. Pikant: In zwei Fällen ist die öffentliche Hand Bauherr, in einem wird die Baustelle durch öffentliche Mittel gefördert. Nach Beschlüssen des Abgeordnetenhauses und Förderrichtlinien ist die Verwendung von FCKW verboten.

Erstmals macht die Bauverwaltung den verantwortlichen Firmen aber Ärger. An dem zur Zeit im Bau befindlichen neuen Chemielager der TU müssen die beiden verantwortlichen Unternehmen die FCKW-Platten durch umweltfreundliches Material ersetzen, sagte Ralf Schlichting, Pressesprecher der Bauverwaltung, der taz auf Anfrage. Die Kosten von etwa 20.000 Mark müssen die Unternehmen selbst tragen.

Zu den Vorwürfen von Greenpeace-Klimaexperte Carsten Körnig, daß bei dem Museum für europäische Kunst in der Stauffenbergstraße ebenfalls Dämmplatten mit Ozonkillern verwendet werden, konnte Schlichting nichts sagen. Auch wenn die öffentliche Hand der Bauherr sei, sei die Bauverwaltung hier nicht zuständig. Laut Greenpeace wird in der Blankenburger Chaussee 68 bis 70 in Weißensee ebenfalls mit Klimakillern wärmeisoliert. Die dortige Errichtung von 191 Wohnungen fördert die Wohnungsbaukreditanstalt (WBK). Auf Grund des Anrufes der taz will die Anstalt nun tätig werden. WBK-Sprecher Uwe Sachs: „Normalerweise machen wir nur Stichproben, doch Hinweisen gehen wir in jedem Fall nach.“

Die WBK hatte vor einem halben Jahr von Greenpeace eine Liste mit 14 öffentlich geförderten Baustellen bekommen, auf denen mit FCKW gearbeitet worden sein soll. In einem Fall, sagte Sachs gestern, müsse das Material auf Kosten des Verursachers entfernt werden. In drei Fällen werde noch geprüft, und in den restlichen Fällen sei die Verwendung von FCKW nicht verboten gewesen, weil die Projekte nach Richtlinien vor 1990 gefördert wurden.

Aber nicht nur gegen umweltfeindliche Baufirmen wird endlich vorgegangen. Nachdem der Umweltausschuß des Abgeordnetenhauses seit über einem Jahr die Landesregierung darauf drängt, FCKW-haltige Stoffe aus Bauabfällen umweltfreundlich entsorgen zu lassen, hat die Bauverwaltung eine glaubwürdige Kostenrechnung für ein entsprechendes Konzept erstellt. Fünf Millionen Mark soll die Neutralisierung der laut Greenpeace jährlich anfallenden Menge von 40 Tonnen kosten. Das Konzept wird dem Hauptausschuß zur Abstimmung vorgelegt. Bisher hatte der Ausschuß eine umweltfreundliche Entsorgung abgelehnt, weil die Bauverwaltung ursprünglich Kosten von einer Viertelmilliarde Mark angegeben hatte. Verwaltungs-Sprecher Schlichting: „Wir hatten uns total vertan.“ Die Rechenfehler hatte Greenpeace bemerkt. Dirk Wildt