■ Was wäre, wenn Europas Kinder die Macht hätten
: Mehr Fast food – weniger Müll

Als polnischer Premierminister würde ich vor allem höhere Strafen für Fahrraddiebe einführen. Ich bin nämlich gerade Opfer eines Raubüberfalls geworden: Jugendliche haben mir mein Rad auf offener Straße entrissen. Gut, das ist nicht ganz ernst gemeint. Ich würde den Rentnern und dem Gesundheitswesen mehr Geld geben. Es ist doch idiotisch, daß ein Arzt, der soundsoviel Leuten das Leben gerettet hat, nur ein paar hundert Mark verdient. In Polen gehören Ärzte zu den am schlechtesten Verdienenden. Bei den Lehrern geht es – ihre Gehälter liegen noch tiefer. Deshalb hätte ich als Premierminister auch für die Bildung mehr Geld übrig. Das ist doch kein Zustand, daß in der Schule die Bank, auf der ich sitze, unter mir zusammenkracht.

Przemyk (14), Kattowitz

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Die Politiker kümmern sich viel zuwenig um ihre eigenen Leute. Die stecken ihre Nasen doch immer nur in die Sachen von anderen oder machen sich gegenseitig fertig. Wenn ich an der Regierung wäre, würde ich erst mal dafür sorgen, daß der ganze Dreck aus unserer Landschaft und den Städten verschwindet. Den ganzen Müll überall finde ich ekelhaft. Dann würde ich einen Haufen Geld ausgeben, um viel mehr Freizeitmöglichkeiten in jeder Stadt einzurichten – Jugendklubs zum Beispiel. Das wäre gut gegen Langeweile. Viele in meinem Alter wissen nie, was sie machen sollen. Gäbe es mehr Angebote, würde es bestimmt auch weniger Kriminalität – Autodiebstähle und so – geben. Und was ich gleich am Anfang machen würde: Ich würde die Königliche Familie entlassen. Die nehmen doch nur Platz und Geld weg und tun nichts dafür. Ich habe sie zwar bis jetzt nur im Fernsehen gesehen, aber ich käme sowieso nicht auf die blöde Idee, der Queen einen Blumenstrauß zu schenken. Den Buckingham-Palast könnte man in ein Freizeitheim für Kinder umwandeln.

Tom Green (13), London

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Wenn ich Königin der Niederlande wäre, würde ich nicht alles zubauen, sondern Autos verbieten. Statt dessen sollen eben mehr Schiffe fahren. Oder Straßenbahnen. Für mich wird es auf dem Weg zur Schule immer gefährlicher mit dem Fahrrad. Auch wenn es viele Radwege gibt, parken da die Autos drauf, als würde das gar nicht gelten. Außerdem würde ich nicht soviel Industrie erlauben, damit die Umwelt nicht noch weiter kaputtgeht. In Zandvoort traue ich mich schon gar nicht mehr in die Nordsee. Dabei haben wir dort früher immer so tolle Tage verbracht. Aber meine Eltern sagen jetzt, daß sie nicht wissen, ob das gesund ist. Die Königin müßte doch eigentlich etwas dagegen tun können, oder? Aber vielleicht kann sie auch nicht viel tun, weil unser Land zu klein ist und andere noch viel mehr Dreck machen. Ich glaube, Weiße sind einfach zu ehrgeizig und arbeiten zu viel. Wir waren mal dort, wo meine Mutter herkommt – auf einer ganz schönen Insel in der Karibik. Da war alles ganz sauber und viel schöner, zwar nicht so reich wie hier, aber die Menschen waren glücklich. Jedenfalls hatten sie mehr Zeit als hier. Aber meine Mutter will hierbleiben. Warum, weiß ich auch nicht.

Glenda (11), Amsterdam

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Zuerst ändere ich alle Schulbücher. In unseren Schulbüchern ist von Krieg und Helden die Rede. Die Schulbücher sollen statt dessen vom Frieden erzählen und die Friedenskultur verbreiten. Den arbeitenden Kindern werde ich Kredite eröffnen und jedem Kind ein Haus schenken. Die Wirtschaftsprobleme der Erwachsenen werde ich lösen. Man muß die Inflation senken und die soziale Gerechtigkeit herstellen. Für alle Kinder werde ich Fahrradwege bauen, und jedes Kind wird umsonst ein Fahrrad bekommen. Die Umweltverschmutzung werde ich verhindern, und das Geld wird abgeschafft. Statt dessen wird jeder produzieren, und es wird Märkte geben, wo jeder nach seinen Wünschen sich Sachen holen kann. Und ins Weltall sollte man nicht Astronauten schicken, sondern Kinder. Die Kinder müssen dafür ausgebildet werden.

Sadi Ozansü (12), Istanbul

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Wenn ich die Stadtverwaltung wäre, würde ich mehr McDonald's für Rubel einrichten, drei, vier, fünf! Ich selbst komm' ja mit Dollars klar. Bei mir reicht's schon zu einer echten Barbie- Puppe für meine Schwester. Das ist auch so eine Sache, die es eigentlich für Rubel geben müßte. Mädchen, die absolut keine Barbie kriegen können, drehen doch durch! Und noch was: Zum Teufel mit den Ampel-Intervallen, wenn die hier bei Rot stoppen, stürze ich mich (als Autowindschutzscheiben-Wäscher, Anm. d. Red.) zuerst auf die Autos mit den ausländischen Kennzeichen, auf Korrespondenten oder Handelsvertreter. Von denen nehme ich nur Dollars. Davon kaufe ich mir dann irgendwas von McDonald's. Keinen Burger, sondern was Süßes.

Witja (10), Moskau