Kein schwarz-weißes Händchenhalten

■ Zwei Südafrikaner auf Tournee in den USA / „De Klerks Meinung ist irrelevant“

Washington/Johannesburg (taz/ wps/dpa) – Ein Termin zum Händchenhalten sollte es ja sowieso nicht werden. Daß Südafrikas Staatspräsident Frederick W. de Klerk und der Führer des Afrikanischen Nationalkongresses (ANC), Nelson Mandela, gestern gemeinsam in Philadelphia die Freiheitsmedaille erhalten sollten, um, so das zuständige Komitee, ihre Verdienste bei der „Erweiterung der menschlichen Freiheit“ zu würdigen, erschien manchen als reichlich verfrüht. Schließlich hat Mandela, da schwarz, immer noch kein Wahlrecht in Südafrika. „De Klerk für diese Prestigeauszeichnung auszuwählen“, wetterte der US-Kongreßabgeordnete Lucien Blackwell aus Philadelphia, „zeugt von einem Mangel an Verständnis für die Geschichte Südafrikas, von völliger Instinktlosigkeit und totaler Geringschätzung freiheitsliebender Menschen überall.“ Und kündigte seine Teilnahme an einer Gegendemonstration an.

Doch daß sich die beiden südafrikanischen Führer, die getrennt durch die USA getingelt waren, nicht einmal zu einer gemeinsamen Pressekonferenz zusammenraufen würden, war dann doch eine Überraschung. Während die südafrikanische Demokratiekonferenz in Johannesburg am Freitag die langersehnte Ankündigung der ersten freien Wahlen in der Geschichte Südafrikas am 27. April 1994 unternahm, fiel ein geplanter Fototermin von de Klerk, Mandela und Bill Clinton im Weißen Haus ins Wasser: Mandela sagte ab. Zuvor hatte Clinton seinen Noch- Amtskollegen de Klerk zu einem Gespräch empfangen, nach welchem der südafrikanische Präsident eine Aufhebung der restlichen US-Sanktionen gegen sein Land binnen zwei Monaten voraussagte. Der ANC-Führer schimpfte über de Klerk: „Er hat kein Recht, irgendeinen zeitlichen Rahmen anzugeben, da seine Meinung bei der Frage der Aufhebung der Sanktionen völlig irrelevant ist.“ Die hänge vom demokratischen Prozeß in Südafrika ab. Ganz Staatsmann, warb Mandela dann doch bei einem Essen mit schwarzen Intellektuellen und Unternehmern in Washington für die „Schlüsselfigur“ de Klerk, dessen Rolle „niemand ignorieren“ solle.

Ohnehin feierte am Wochenende niemand in Südafrika. Zu oft sind Hoffnungen seit 1990 enttäuscht worden, zu schlimm ist mittlerweile die wirtschaftliche Krise, und zu viele Fragen bleiben vorerst offen. Immer noch gibt es keine Einigung in der Frage der Kontrolle über die Sicherheitskräfte. Rechtsradikale Gruppierungen, unterstützt von Hintermännern und Freunden in den Streitkräften und der Polizei, wehren sich mit zunehmend militanteren Mitteln gegen die Demokratisierung. Sie lehnten auch schon im Verhandlungsforum von 26 Parteien die Festlegung des Wahldatums ab. Bis zum 15. August sollen nun die wirklich schwierigen Fragen wie die zukünftige Machtaufteilung zwischen der Zentral- und den Länderregierungen im Bundesstaat Südafrika geklärt werden – die Meinungsverschiedenheiten werden sich weiter zuspitzen. ger/D.J.