Psychologie für die Polizei

■ Innenbehörde plant Fortbildung zur Konfliktbewältigung / kein spezielles Training für SEK

Psychologie für die Polizei

Innenbehörde plant Fortbildung zur Konfliktbewältigung/kein spezielles Training für SEK

Die Bremer PolizistInnen sollen besser als bisher psychologisch auf ihren Dienst vorbereitet werden. Das ist eine Forderung der Polizei, die momentan im Innenressort als „Konfliktbewältigungsstrategie“ ausgearbeitet wird und in die Fortbildung der BeamtInnen aufgenommen werden soll.

Ziel des Programms, das nach der Sommerpause im Senat beraten werden soll, ist nach Aussage von Horst Heyn, Abteilungsleiter für Öffentliche Sicherheit beim Innenressort, eine „Professionalisierung“ des Polizistenberufs. Die BeamtInnen sollen lernen, mit eigenem Streß und Problemen von BürgerInnen besser umzugehen. Das „Konfliktbewältigungsprogramm“ sieht eine allgemeine Fortbildung vor, aber kein besonderes Training für das „Sondereinsatzkommando“ (SEK).

Nach dem nach wie vor ungeklärten Tod des mutmaßlichen RAF-Terroristen Wolfgang Grams im mecklenburgischen Bad Kleinen durch eine Einheit des Bundesgrenzschutzes wird die Frage nach der psychologischen Bewältigung von Krisen durch die Polizei erneut diskutiert. Der „Spiegel“ berichtet in seiner aktuellen Ausgabe von Zeugenaussagen, nach denen Grams von Mitgliedern der Anti- Terror-Einheit regelrecht exekutiert worden sei. Ein beteiligte Beamter nannte den Vorgang „unerklärlich“, die Beamten der GSG 9 seien „fix und fertig gewesen.“

Psychologischen Streß dieses Kalibers sollen Bremens Ordnungshüter vermeiden lernen. Die PolizistInnen bekommen im Rahmen ihrer Ausbildung Unterricht in „Psychologie/Soziologie“. Doch neben dem Pauken von psychologischen Fragen im Unterricht gibt es kein situationsbedingtes Training.

Ein wenig besser sei die Situation beim SEK, heißt es aus Polizeikreisen: „Da gibt es im Ansatz ein Streßtraining, aber das ist mager“. Weitergehendes Training wird nur auf Anfrage angeboten. Einerseits gibt es individuelle Konzepte für einzelne Beamte des etwa 50köpfigen Bremer SEKs wie Entspannungstraining. Andererseits werden Streßsituationen zu Trainingszwecken simuliert. „Aber es ist klar, daß vieles Trockenschwimmen ist. Man kann nicht alles simulieren“, heißt es.

Ein Problem der SEK ist, daß sie „eher zupackend arbeiten als gelassen“. Daher besteht ein Teil des psychologischen Trainings darin, Geduld und Warten zu üben. Die besonderen Belastungen der SEKler und ihr Zusammengehörigkeitsgefühl erzeugen oft eine Gruppendynamik, die ein „labiles Gleichgewicht“ sei und „leicht zum Selbstzweck kippen“ könnte. Dem entgegenzuarbeiten sei „ständiger Ausbildungs- und Führungsinhalt“ — doch mit den angebotenen Möglichkeiten sind die BeamtInnen nicht zufrieden. Besseres Training werde nur möglich durch kleinere Gruppen und höheren Personalaufwand, also durch mehr Geld. Bisher, so klagen die Beamten, darf zusätzliches psychologisches Training allerdings bei angespannter Haushaltslage kein Geld kosten.

Bernhard Pötter