Symbolischer Beitrag

■ betr.: "Meine Hoffnung hat mich getrogen" (Alisa Fuss gibt ihr Bundesverdienstkreuz zurück, weil Richard Weizsäcker den Asylkompromiß unterschrieb), taz vom 29.6.93

betr.: „Meine Hoffnung hat mich getrogen“ (Alisa Fuss gibt ihr Bundesverdienstkreuz zurück, weil Richard von Weizsäcker den Asylkompromiß unterschrieb),

taz vom 29.6.93

[...] Den Ausführungen in Ihrem Brief an den Bundespräsidenten kann ich mich voll und ganz anschließen. Tatsächlich ist es zumindest heuchlerischer Selbstbetrug, wenn nicht perfide Strategie, sich zur gleichen Zeit „menschenrechtliche Alibis“, wie Sie es nennen, zu suchen, in der faktisch ein grundlegendes menschenrechtliches Fundament abgeschafft und die Beschneidung weiterer vorbereitet wird.

Und tatsächlich markiert dieser Vorgang nicht die Korrektur irgendeines Gesetzes, sondern eine tiefgreifende Veränderung des Charakters dieser Republik. Dies auch und v.a. deshalb, weil mit der Entledigung von der humanitären Selbstverpflichtung auch eine historische Relativierung der Konsequenzen aus der faschistischen Terrorherrschaft, und damit eine Relativierung jener selbst einhergeht – was nicht wenige in diesem Land auch zum Ziel haben dürften.

Vor diesem Hintergrund ist die Zustimmung bzw. Mittäterschaft der Mehrheit der SPD-Fraktion und -Parteiführung eine Fehlleistung von kaum ermeßlicher historischer Tragweite. Es bleibt zu hoffen und dafür zu sorgen, daß sich in der SPD zukünftig die verantwortlichen, humanistischen, fortschrittlichen Kräfte offensiver formieren und durchsetzen können. Es liegt auch in der Hand aller demokratisch und humanistisch gesinnten Menschen in Deutschland, die durch ihr öffentliches Engagement und ihren Druck gegenüber der SPD diese notwendige Wende mit unterstützen können, zu der es keine Alternative gibt.

In diesem Sinne haben Sie, liebe Frau Fuss, einen großen symbolischen Beitrag geleistet. Sönke Klages, Hamburg