Energie im Müllsack

■ Der Grüne Punkt macht Öl aus Plastik

Bonn (AFP) – Der Firma mit dem Grünen Punkt ist ein neuer Ausweg aus der Plastikflut eingefallen, der sie nicht mehr Herr wird. Rund 70.000 Tonnen Plastikmüll, den das Duale System vertragsgemäß wiederverwerten sollte, liegen auf Halde. Denn auch der neu gegründeten Kunststoff- Verwertungsgesellschaft fehlen die nötigen Kapazitäten.

Eine vom DSD in Auftrag gebene Studie hilft nun weiter – zumindest soll sie das angeschlagene System vor der wachsenden Kritik schützen. DSD-Geschäftsführer Wolfram Brück stellte das Papier gestern der Presse vor und bat dringend um „politische Rückendeckung“. Das DSD wolle jetzt stärker auf die „Rückverwandlung von Kunststoffabfall in Öl oder Gas“ setzen.

Mit dieser „rohstoffliche Verwertung“ genannten Methode wird zwar kein Gramm wiederverwertbares Plastik zurückgewonnen, wohl aber ein Teil der Energie, die in den Kunststoffen gebunden ist. Nach Brücks Berechnungen liege die Ausbeute bei „76 bis 86 Prozent“. Der Unterschied zur schlichten Abfallverbrennung ist freilich gering: Wird Plastik in modrenen Müllöfen verheizt, werden nach einer Berechnung des TÜV auch etwa 50 bis 70 Prozent der Energie freigesetzt. Mit dem etwas höheren Anteil zurückgewonnener Energie sei eine Plastik- Kreislaufwirtschaft wenigstens „mittelfristig“ nun doch keine Utopie mehr, schwärmt der DSD- Chef. Die entsprechenden Kapazitäten sollen im kommenden Jahr auf 40.000 Tonnen ausgebaut werden. Schon jetzt verarbeitet das Duale System im Jahr etwa 4.000 Tonnen Plastikmüll zu Öl – rund ein Prozent der 400.000 Tonnen an Kunststoffabfall mit Grünem Punkt, die 1993 in den gelben Säcken eingesammelt werden dürften. Zur Zeit ist die Verflüssigung von Kunststoff mit rund 800 Mark pro Tonne noch erheblich teurer als die Verbrennung, die rund 600 Mark pro Tonne kostet.