An der Blamage vorbei

■ Der Haushaltszuschuß bewilligt längst versprochene Kultur-Mittel ein zweites Mal

Die ganz große Blamage bleibt den Bremern erspart: Das Shakespeare-Festival, längst und feierlich als internationales Theatertreffen angekündigt, kann nun doch ab September über die Bühne gehen — das nötige Kleingeld von der Stadt ist den Mimen endlich sicher. Gestern beschloß der Haushalts- Ausschuß, die versprochenen 400.000 Mark aus dem Kultur-Etat endgültig herauszurücken.

Damit ist die Sperre aufgehoben, die Finanzsenator Volker Kröning vor zwei Wochen verhängt hatte: Um das Kultur-Ressort zum Sparen zu ermuntern, behielt Kröning zunächst Subventionen in Millionenhöhe ein und verwies die Sache dann in den Ausschuß. Der entschied nun für die Kultur — „es ging auch gar nicht anders“, sagt die Grünen-Vertreterin Elisabeth Hackstein, denn die meisten der Ausstellungen und Aufführungen sollen in Kürze anlaufen, oder sind sogar schon abgerechnet.

So werden die Filmpreise und — förderungen des Medienzentrums Walle für 1993 jetzt quasi im Nachhinein berappt. 320.000 Mark an Landesmitteln gab der Ausschuß jetzt frei, zusätzlich 200.000 Mark für „Film-und Medienkultur“. Auch beim Neuen Museum Weserburg trudeln die restlichen 200.000 Mark für die Sonderausstellungen diesen Jahres nun doch noch ein. Das Fockemuseum erhält die gleiche Summe für Umbauten im Eichenhof; das Orchester bekommt 158.000 Mark, mit denen die nötigen Gastmusiker verpflichtet werden sollen. Schließlich gab der Ausschuß grünes Licht für eine Viertelmillion, mit der die Volkshochschule EDV-Geräte anschaffen will. Alles Ausgaben, die der Senat im vergangenen Jahr bereits abgesegnet hatte, und mit dem die Kultur-Einrichtungen fest rechneten — bis zu Krönings Notbremsen-Aktion.

Die erneute Freigabe der Kultur-Subventionen hat freilich nichts mit dem großen Herz der Ausschuß-Mitglieder zu tun. Nicht inhaltlich sei diskutiert und entschieden worden, sagt Hackstein — allein nach „Dringlichkeit“ ging es. Und die Museen und Theater drängt es arg. Im Kulturressort herrscht nach der Entscheidung zwar eitel Sonnenschein: Staatsrat Schwandner freut sich, daß er „mit allem durchgekommen“ ist und hofft gar, daß es mit den Rangeleien zwischen Kultur und Finanzen nun ein Ende hat. Hackstein aber moniert das „äußerst ungeschickte Verhalten“ der SenatorInnen: Während Trüpel und Kröning im Urlaub seien, müsse der notdürftig besetzte „Ferienausschuß“ über gewichtige Kultur-Vorhaben entscheiden. Da ging es eben nur noch nach Datums-Stempel. Pech für die Kunsthalle: Die Abschiedsausstellung für Direktor Salzmann ist erst für Dezember geplant — die zugesagten 100.000 Mark, die auch anderweitig verplant sind, sollen nun erst nach der Sommerpause im August verhandelt werden. tom