Soft-Pogo-Gehopse zu beinhartem Punk

■ „Econochrist“ lärmten im Schlachthof

„Das war ein bedeutungsloses Stück, genauso bedeutungslos, wie wir.“ Die letzten Worte des Sängers der Wolfsburger Punkkombo Age, bevor er mit seinen Mitspielern die enge Bühne im Magazinkeller im Schlachthof verließ, waren vielleicht auf den recht geringen Publikumszuspruch gemünzt. Aber warum soll es im Punk denn anders zugehen als in anderen Sparten der U-Musik: Die Vorgruppen haben es in der Publikumsgunst immer schwer, und außerdem hatten es sich die noch recht jungen Musiker ja teils selbst zuzuschreiben: Ihren soliden, von vielen Breaks durchsetzten Hard- Core unterbrachen sie allzu häufig mit langen Pausen zwischen den Stücken. Das liebt kein Publikum, da geht die Stimmung flöten.

Die Headliner des Abends, Econochrist aus Oakland, Kalifornien, mußten dann feststellen, daß gutes Wetter und die erbarmungslose Schwüle des Magazinkellers auch ihnen ein eher kleines Häuflein ZuhörerInnen bescherten. Aber draußen vor der Tür waren die Vier auch gut zu verstehen, und die Inspiration jubelnder Massen hatten sie gar nicht nötig.

Sänger Ben Sizemore hatte schon mächtig einen sitzen, während Drummer Markley Hart sich wuchtig in den eigenen neunzehnten Geburtstag trommelte. Das Quartett zeigte sich als gut eingespieltes Team, wie schon vor zwei Jahren. Da machte es nicht einmal etwas aus, daß sich der Mixer nach ein paar Drehern an den Knöpfen intensiv seiner Freundin widmete. Der Sound war in Ordnung, und angetrieben vom exzellenten Techniker Hart warfen sich die anderen drei die musikalischen Bälle zu. Gitarrist Jon Sumrall, ein lustiger Mensch mit gerupften Haaren, bestritt mit Bassist Mike Scott ein intensives Wechselspiel der härteren musikalischen Sorte. Daß dabei die sorgsamen Arrangements nicht verloren gingen, sich Melodien entwickelten und nach perkussiven Parts wieder aufgenommen wurden, bewies die Professionalität von Econochrist.

Im Keller wurde es mit zunehmender Spieldauer zwar nicht voller, dafür aber heißer und vor allem recht feucht. Vor der Bühne spielte sich das beliebte Soft-Pogo- Gehopse ab, und anstatt eines Stagediving (dazu waren wirklich zu viele Lücken im Auditorium) wurden Menschen ganz behutsam über die Köpfe des Publikums gereicht.

Das schaffte einen sanfen Kontrast zu den groben Rhythmen und unterstrich den allgemeinen Partycharakter des Konzertes. Denn das ist nach wie vor das Liebenswerte an den langen Abenden der Leute von Change Music: Sie sind immer spaßorientiert. Cool J.F.