Zweifel an der Ampel

■ betr.: „Ritt auf Bonn“, taz vom 10.7.

Lieber Jochen Grabler, resp. Rosi Roland,

Du mußt Deine grünen Parteifreunde weder politisch noch persönlich lieben, um fair mit ihnen umzugehen. An dieser Fairneß haperts in Deinem Rosi-Roland-Artikel „Ritt auf Bonn“.

Du nimmst es dem „Obersprecher der Grünen“, Arendt Hindricksen, übel, daß er „nach Höherem“ strebe: „Er will nach Bonn, unbedingt“, heißßt es in Deinem Text. Soll er doch. Ich finde es gut, wenn die Parteibasis die Wahl hat und wenn nicht a priori immer Leute zum Zuge kommen, die bereits mehrere Legislaturperioden im Parlament gesessen haben. Ich fände es gut, wenn sich noch weitere „Ärmchen“ mit einem „Fingerchen obendran“ aus der „grauen Grünenmasse“ nach oben recken würden, denn die Auswahl zwischen nur zwei Personen führt leicht zur Polarisierung — wie man sieht — und je mehr Wahl desto mehr Freude.

Schwerer wiegt Dein Vorwurf, lieber Jochen, Arendt sei politisch inkonsequent: In Bremen unterstütze er die Ampel, bis hin zum Biertrinken „mit den Sozis“ (auch noch Bier, aber so sind sie nun mal, diese Sozis), während er „jenseits der Landesgrenzen“ als „Kronzeuge gegen eben diese Ampel“ auftrete. Ehrlich gesagt, letztere Haltung ist mir sympathischer. aber damit erzähle ich Dir nichts Neues. Wenn mans sich die Ampelwirklichkeit in Bremen anschaut, dann verstehe ich sehr gut, daß anfänglich überzeugten Ampelbefürwortern langsam Zweifel kommen, ob dies aus realpolitischer Sicht für den Bund ein taugliches Modell ist. Walter Ruffler

Walter Ruffler ist Mitglied der grünen Bürgerschaftsfraktion