Hungerstreik im Knast

■ Mutmaßlicher Doppelagent will freie Operation durchsetzen

Um die Aussetzung seines Haftbefehls zu erzwingen, hat ein in Wilhelmshaven in Untersuchungshaft sitzender schwerkranker mutmaßlicher Stasi- Spion einen Hungerstreik begonnen. Der 61jährige ehemalige Buchbinder will nach Angaben seines Rechtsanwalts mit seiner bereits vier Tage andauernden Aktion erreichen, daß er sich in einem Krankenhaus seiner Wahl einer dringend notwendigen Operation unterziehen kann.

Der 61jährige war im Mai verhaftet worden. Er soll zwischen 1975 und 1983 mehr als 35.000 Geheimdokumente von der Wilhelmshavener Außenstelle der IBM-Sondersysteme GmbH an das Ministerium für Staatssicherheit (MfS) der DDR geliefert haben. Gleichzeitig soll er für den Verfassungsschutz tätig gewesen sein.

Der mutmaßliche Doppelagent leidet nach Angaben seines Anwalts unter schweren Duchblutungsstörungen. Um eine Beinamputation zu verhindern, müsse der 61jährige noch in dieser Woche operiert werden. Eine Aussetzung des Haftbefehls bis Prozeßbeginn aus gesundheitlichen Gründen habe das Kammergericht Berlin in der vergangenen Woche abgelehnt. Es folgte der Argumentation der Bundesanwaltschaft.

Danach soll der Angeklagte entweder im Krankenhaus der Justizvollzugsanstalt Lingen oder unter Polizeibewachung in einem Krankenhaus seiner Wahl operiert werden. Wegen seines Gesundheitszustands kann der Prozeß frühestens Anfang August beginnen. dpa