■ Kroatien schloß ein Abkommen mit den Krajina-Serben
: Kein Pardon mit Kroatien

Zum ersten Mal hat die kroatische Regierung etwas Durchsetzungskraft gegenüber der geschlossenen Front von den Krajina-Serben bis zum UN-Sicherheitsrat bewiesen: Drei für die dalmatinische Küstenregion überlebenswichtigen Objekte – die Maslenica- Brücke, der Flughaften von Zadar und der Peruca- Staudamm – wurden wiederhergestellt und wiedereröffnet. Doch um welchen Preis wurde diese Rückkehr zu einer scheinbaren Nachkriegsnormalität erkauft?

Folgt man der Sprachregelung des UN-Unterhändlers Thornberry, so wurde Kroatien eigentlich enteignet, denn die Souveränitätsrechte des kroatischen Staates wurden in dem nun geschlossenen Abkommen unterhalb der Machtansprüche serbischer Terroristen gehandelt. Während die serbischen Milizen wieder in bereits befreiten Ortschaften die Kontrolle erlangen werden, muß sich jegliche kroatische Hoheitsgewalt aus diesen Gebieten zurückziehen. Dabei handelt es sich ausschließlich um die sogenannten „Rosa Zonen“, die nach dem Waffenstillstand vom Januar 1991 von den Serben erobert wurden und einseitig – ohne Zustimmung der kroatischen Regierung – von der UNO dem serbischen Beutegut einverleibt wurden. Während die ganze Welt den Kroaten vorschnell Teilungsabsichten gegenüber Bosnien-Herzegowina unterstellt, zögert sie keinen Moment, Kroatien die Teilung seines eigenen Landes zuzumuten.

Damit Hand in Hand geht die „neue“ Berichterstattung über die Ereignisse: Die Zerstörung von Brücken und Flughäfen wird nicht mehr als terroristischer Akt, das Sprengen von Staudämmen nicht mehr als Verstoß gegen alle Kriegsrechtskonventionen benannt, sondern als naturhafte „Zerstörungen während des Krieges“ beschrieben. Die Beschießung der gesamten dalmatinischen Küstenregion durch die Kniner Serben wird dagegen als „Widerstand der Serben gegen die einseitige Eröffnung der Maslenica- Brücke durch Kroatien“ kommentiert. So einfach ist es heute in unserer verwirrten Medienwelt, zivile Akte mit brutaler Militärgewalt gleichzusetzen.

Das alles sind Gründe dafür, daß die Entschlossenheit der kroatischen Regierung in der Bevölkerung höchste Zustimmung findet, die immer mehr davon überzeugt ist, daß die Welt Kroatien vernichten will. Einerseits drängt es sie mit Macht zur Wiederherstellung des Friedens, wozu man mittlerweile auch bereit ist, mit den Serben überlebensfähige Arrangements zu treffen. Das nun ausgehandelte Abkommen kann dies aber nicht gewährleisten: Für die serbische Soldateska wird es ein leichtes sein, die UNPROFOR-Soldaten erneut zu verjagen und Kroatien zu teilen. Es spricht alles dafür, daß es zu weiteren Waffengängen kommen wird. Dunja Melćić

Publizistin, lebt in Frankfurt am Main