Deutsches Plastik aus Sibiren

■ BASF kooperiert mit der russischen Firma „Gazprom“

Berlin (dpa) – Rußlands Ministerpräsident Viktor Tschernomyrdin bekam bei seinem Besuch in Berlin nicht nur schöne Worte zu hören. Der BASF-Vorstandschef Jürgen Strube und Rem Iwanowitsch Wjachirew, Chef der russischen Firma RAG Gazprom ,unterschrieben ein Milliardengeschäft. Der deutsche Chemie-Konzern und Gazprom planen Großanlagen zur Herstellung von Ethylen und Polyethylen in Nowy Urengoj in Sibirien. Das Investitionsvolumen für betrage 1,2 bis 1,5 Milliarden Mark, freute sich Ministerpräsident Tschernomyrdin.

Strube will über die Finanzierung allerdings „noch weiter verhandeln“, wie er vor der Presse sagte. Da ein erheblicher Teil der Investitionen in Rußland getätigt werde, dürfte der Devisenanteil deutlich unter 500 Millionen Mark liegen.

Die Anlagen sollen auf der Basis von Erdgas jährlich 340.000 Tonnen Ethylen und 300.000 Tonnen Polyethylen produzieren. Das Etylen werde in Polyethylen für den russischen Bedarf umgewandelt. Die Polyethlen-Anlage wird nach einem Verfahren von BASF arbeiten. Mit ihrem Bau wird 1995 begonnen.

Vor allem für die Deutschen lohnt sich das Geschäft: Die BASF wird in Zukunft den deutschen Gasimport kontrollieren. Strube und Wjachirew vereinbarten eine enge Zusammenarbeit bei Bau und Betrieb der Erdgas-Fernleitungen für den Transport der Erdgasvorkommen der sibirischen Halbinsel Jamal nach Westeuropa. Das Investitionsvolumen lasse sich derzeit noch nicht beziffern. Tschernomyrdin sagte, er sehe keine Probleme mit der Durchleitung durch Weißrußland und Polen.

Konzepte für Infrastruktur und Vermarktung durch das Gemeinschaftsunternehmen Wintershall Erdgas Handelshaus GmbH werden derzeit in Arbeitsgruppen entwickelt. BASF und Gazprom kooperieren außerdem bei der Modernisierung des Erdgas-Fernleitungssystems in Rußland – Wintershall verkauft schon jetzt russisches Erdgas auch in Osteuropa.

Seit Juli 1993 ist das weitere Gemeinschaftsunternehmen Wingas GmbH als Erdgasversorger für Deutschland tätig. An Wingas ist BASF mit 65 Prozent und Gazprom mit 35 Prozent beteiligt. Wingas betreibt die Erdgas-Fernleitungen Midal und Stegal sowie den Erdgasspeicher Rehden.