Spielplatz Wache

■ Kids bei der Polizei: „Raus mit der Pistole“

Dienstag früh um 10.03 Uhr wird die Polizeiwache Ostertorstraße überfallen. Im strömendem Regen stürmt eine Horde gutgelaunter Kinder die ehrwürdigen Hallen. Während draußen der Regen aufs Pflaster prasselt, stürzen drinnen auf Polizeihauptmeister Günter Gefken die Kinderfragen ein: „Sagt mal, habt ihr schon mal einen echten Mörder gefangen?“ - “Und habt ihr schon einmal einen ganz doll gefesselt?“

Mit Geschrei geht es durch die frischgetünchten Gänge und Treppenhäuser der Polizeiwache, die nach Auskunft von Gefken das kleinste Revier, aber die meiste Arbeit in Bremen hat. Ermöglicht wurde diese Abenteuertour durch das „Bremer Sommerferienprogramm“, organisiert vom Kreissportbund Bremen (KSB) und zahlreichen anderen Verbänden.

Hannes Osius begleitet als Betreuer die Kinderhorde. „Das Sommerprogramm kommt bei den Kindern gut an, nur mit der Betreuung haben wir manchmal unsere Probleme. Es mußten schon Veranstaltungen ausfallen, weil keine Begleitung da war.“

Neugierig drängen sich die Kinder in den Zellentrakt. Weißgekachelt steril erscheinen die Zellen hinter schweren Türen. Desinfektionsmittelgeruch liegt in der Luft. Ein echter Gefangener sitzt nicht hinter Gittern. Dafür darf sich die vor Vergnügen quietschende Kindergruppe einsperren lassen.

Besonders der Streifenwagen hat es den Kindern angetan. Jedes Kind darf mal hinter dem Steuer sitzen und mit Blaulicht Streifenpolizist spielen. Zur Erinnerung gibt es ein Bild aus der Sofortbildkamera.

Blinkende Knöpfe, Monitore und High-Tech empfangen die Bande im Lagezentrum. Hauptkommissar Jochen Peetz fühlt sich als Junggeselle von 17 lärmenden Kindern im Alter zwischen sechs und elf Jahren schon ein bißchen überfordert. Normalerweise habe er ältere Besucher, denen er die Technik erklären könne. „Macht nichts, ich verstehe das schon“, ist die Antort eines Kurzen.

Nach dem Motto „Kinder machen lassen, und nicht lange sprechen“, dürfen die Kleinen telefonieren, Knöpfe drücken und einen Streifenwagen per Funk anrufen. Zufrieden sind sie aber erst, als Günter Gefken sich doch noch breitschlagen läßt und die Pistole aus dem Halfter holt. ati