Einwanderung? Ach was, die gibt's hier nicht!

■ Innenministerium unterdrückt eigene Prognose

Bonn (taz) – Bis zum Jahr 2030 wird sich die Zahl der in Deutschland lebenden Nichtdeutschen mindestens verdoppeln, möglicherweise aber auch vervierfachen. Das geht aus Modellrechnungen des Bundesinnenministeriums hervor, die der taz vorliegen. Die Studie schmort seit dem 18. Februar 1992 in den Schubladen und prognostiziert als „wahrscheinliche Variante“, daß die Zahl der BürgerInnen ohne deutschen Paß von 5,2 Millionen im Jahr 1990 auf 12,1 Millionen im Jahr 2030 anwächst. Denkbar sei aber auch, daß die Zahl der AusländerInnen auf 20,8 Millionen und damit einen Bevölkerungsanteil von 25,4 Prozent steige.

Die Prognosen sind Vorarbeiten für einen aktualisierten Bevölkerungsbericht (der letzte ist von 1984). Der neue Bericht, nach der deutschen Vereinigung dringend notwendig, werde jedoch nur „sehr schleppend“ bearbeitet, klagen andere Bonner Ressorts. Innenministerium und Bundeskanzleramt scheuten aus politischen Gründen davor zurück, mit den Zahlen an die Öffentlichkeit zu gehen. Um die Ergebnisse auf Regierungslinie zu bringen, habe das Kanzleramt bereits darauf gedrungen, die Prognose mit dem Jahr 2000 zu beschließen. Das Innenministerium kündigte den Bericht für den Herbst an. hmt Seite 4