Kumpel hungern weiter

■ Solidarität mit Bischofferode

Bischofferode (AFP) – Der bundesweite Hilferuf der hungerstreikenden Kali-Kumpel in Bischofferode ist vor allem in Ostdeutschland auf Resonanz gestoßen. In Frankfurt/Oder gründete sich noch am Freitag eine Unterstützergruppe, die sich mit einem viertägigen Hungerstreik und einer Mahnwache mit dem Kampf der Bergleute solidarisieren will. Seit Veröffentlichung der Aufrufs zu Solidaritätsaktionen am Freitag hätten viele Menschen aus ganz Deutschland, aber vor allem aus dem Osten, angerufen und ihre Bereitschaft zu Solidaritätsaktionen bekundet, sagte ein Mitglied des Sprecherrats der Bischofferoder Belegschaft. Ungebrochen sei nach wie vor der Strom von Besuchern und Spenden aus ostdeutschen Belegschaften und Betriebsräten. Nachdem am Freitag abend sechs Männer die Aktion auf ärztlichen Rat hin abbrechen mußten, befanden sich am Wochenende noch 27 Kumpel und fünf Frauen im Hungerstreik.

Der Betriebsrat der Kali-Grube distanzierte sich unterdessen von spontanen Aktionen Einzelner und politischer Gruppierungen. Die Belegschaft sei für Unterstützung und Solidarität dankbar, lasse sich aber nicht für fremde Ziele instrumentalisieren, sagte der stellvertretende Betriebsratsvorsitzende Gerhard Jüttemann. Bereits seit Mittwoch befinden sich nach Angaben des Sprecherrats zwei Frauen in Dresden im Solidaritäts- Hungerstreik, darunter die Aktivistin der „Komitees für Gerechtigkeit“ und frühere PDS-Vizevorsitzende Christine Ostrowski. Jüttemann distanzierte sich von den Aktionen Ostrowskis und anderer Sympathisanten, die auf eigene Faust und für eigene Ziele im Namen der Kali-Kumpel aktiv würden. Es gehe den Kali-Kumpeln ausschließlich um den Erhalt ihrer Arbeitsplätze und eine entsprechende Wende in der Wirtschaftspolitik. Daß sie zu Vorkämpfern gegen die Politik der Arbeitsplatzvernichtung geworden seien, habe „sich so ergeben“. „Wir wollen aber keine Revolutionäre sein.“