Grams soll GSG-9-Beamten Newrzella erschossen haben

■ Züricher Gutachten stützt Kohls Mordthese

Berlin (dpa/taz) – Der GSG-9-Beamte Michael Newrzella ist bei der Schießerei in Bad Kleinen von Wolfgang Grams erschossen worden. Zu diesem Ergebnis kommt der Wissenschaftliche Dienst der Stadtpolizei Zürich in einem Gutachten für die Bundesanwaltschaft in Karlsruhe, die die Erkenntnisse gestern veröffentlichte. Nach den Erkenntnissen der Züricher Kriminalisten stammen die in der Brust und im Unterschenkel des Beamten gefundenen Projektile aus der von dem mutmaßlichen RAF-Mitglied mitgeführten Waffe. Ein weiterer bei dem Einsatz verletzter GSG-9-Mann sei von Grams in der Schulter getroffen worden, ehe dieser auf noch ungeklärte Weise zu Tode kam.

Der Wiesbadener Anwalt der Eltern von Wolfgang Grams, Andreas Groß, mochte sich gestern zu dem Züricher Gutachten nicht ohne genauere Kenntnis der Ergebnisse äußern. Allerdings nannte es Groß ein „merkwürdiges zeitliches Zusammentreffen“, daß die Bundesanwaltschaft die Resultate ausgerechnet an diesem Dienstag bekanntgab: Gestern lief die Frist ab, bis zu der Bundeskanzler Helmut Kohl „bis zum Beweis des Gegenteils“ seine Behauptung widerrufen sollte, Wolfgang Grams sei ein Mörder. Kohl hatte sich am vergangenen Donnerstag demonstrativ und persönlich vor die GSG-9-Beamten gestellt und es einen Skandal genannt, „daß versucht wurde, aus einem Mörder eine Art Märtyrer“ zu machen. Wolfgang Grams Eltern hatten daraufhin gegen Kohl Strafanzeige erstattet, da keineswegs gesichert sei, daß ihr Sohn Newrzella erschossen habe. Ursprünglich war das Gutachten der Züricher Stadtpolizei frühestens Anfang August erwartet worden. gero