Eskalation im Krieg der Autofirmen

■ US-Justizministerium schaltet sich ein / Opel: Wir haben „lückenlose Beweise“

Im Streit zwischen den Autokonzernen Volkswagen und General Motors/Opel hat sich nun auch das US-Justizministerium eingeschaltet. Es soll den Vorwurf der Industriespionage gegen den von General Motors zu VW gewechselten Einkaufsvorstand Jose Ignacio Lopez untersuchen, hieß es in Washington. Nach VW-Chef Ferdinand Piech ging am Donnerstag auch Opel-Aufsichtsrat Hans Wilhelm Gäb vor die Presse. Opel habe „lückenlose Beweise, daß Lopez Industriespionage betrieben“ habe, sagte er.

Die Untersuchungen werden direkt aus Washington geleitet und nicht von Detroit, dem Sitz von General Motors (GM), woher Lopez kam. „Um was es hier wirklich geht, ist die ganze Frage der Industriespionage“, zitierte die „Washington Post“ eine Quelle im Justizministerium.

Gäb wies auf seiner Pressekonferenz die Vorwürfe Piechs als „indirekte Unterstellung illegaler Handlungen“ zurück. Der VW-Chef hatte den Verdacht geäußert, die von der Staatsanwaltschaft in einer Wiesbadener Wohnung beschlagnahmten Opel-Dokumente seien „möglicherweise zwischenzeitlich in der Verfügungsgewalt unserer Gegner“ gewesen und VW-Mitarbeitern untergeschoben worden.

Gäb, der auch Vize-Präsident von General Motors Europa ist, bekräftigte den Verdacht der Industriespionage gegen Lopez. Opel sei in der Lage, „lückenlose Beweise“ zu bringen, daß Lopez für den internationalen Konkurrenzkampf entscheidende Unterlagen „systematisch und zielbewußt“ aus dem GM-Konzern und von Opel herausgenommen habe. Selbst einen Tag nach der Vertragsunterzeichnung des damaligen GM-Managers bei VW am 9. März habe er noch ein Führungstreffen von Opel-Spitzenleuten organisiert und sich weitere Unterlagen an eine spanische Adresse schicken lassen.

Seit Anfang Februar hatte nach Einschätzung der Opel- Spitze eine „größere Sammelaktion“ stattgefunden, Aktenordner und Fotos seien seitdem „nicht mehr auffindbar“. Aus all diesen Gründen hätte Opel „in jedem Fall“ gegen Lopez und seine Mitarbeiter Strafanzeige gestellt. Diese Entscheidung „hat nichts damit zu tun, daß sich Herr Lopez gerade der VW-Gruppe angeschlossen hat“.

Der VW-Konzern reagierte in einer Stellungnahme mit zwei knappen Absätzen auf die Angriffe Gäbs. „Die zwei Pressekonferenzen ... haben gezeigt, daß die Stellungnahmen beider Unternehmen nicht zu einem besseren Verständnis der Sachlage in der Öffentlichkeit geführt haben“, hieß es. VW fühle sich verpflichtet „die involvierten Staatsanwaltschaften in Darmstadt und Hamburg ungestört weiter ermitteln zu lassen“.

Die Hamburger Staatsanwaltschaft teilte am Donnerstag mit, sie habe nach einem Hinweis von General Motors ein Ermittlungsverfahren gegen Lopez und einige seiner Mitarbeiter eingeleitet. Grund seien eidesstattliche Versicherungen, die im Widerspruch zu den Erklärungen von Opel und GM stünden.

dpa