Grande Finale für den Flohmarkt

■ HändlerInnen planen am Sonntag selbstverwalteten Markt / Innenbehörde will das nicht zulassen

Showdown im Morgengrauen: Auf der Bürgerweide entscheidet sich am kommenden Sonntag das Schicksal des Flohmarktes. Denn zum ersten Mal soll der Markt nach Willen der „Initiative zur Erhaltung des Flohmarktes“ ohne Erlaubnis des Stadtamtes und selbstorganisiert stattfinden. Die Innenbehörde dagegen will das nicht zulassen und hat nach Worten von Merve Pagenhardt, Sprecherin des Innensenators, „entsprechende Vorkehrungen getroffen.“

Erste Maßnahme zur Umsetzung des Verbots ist eine „Allgemeinverfügung“ des Stadtamtes vom 27.Juli. Darin wird „das Anbieten von Waren zum Verkauf im Rahmen eines „Flohmarktes“ auf der Bürgerweide untersagt. Für jeden Fall der Zuwiderhandlung wird ein Zwangsgeld in Höhe von 100 Mark festgesetzt.“

Ausnahmen von diesem Verbot gibt es nur für Sonntage, an denen ein Veranstalter mit Genehmigung des Stadtamtes diesen Markt veranstaltet. Um diese Genehmigung bemühen sich sieben Veranstalter, von denen nach Angaben Pagenhardts nur zwei „realistische Konzepte“ vorgelegt hätten. Mit einer Entscheidung über den Zuschlag will die Innenbehörde warten, bis am 5. August der Beirat Findorff getagt hat. Dabei liegt die „Breminale“ mit ihrem Konzept vorn, heißt es aus der Behörde. Auch das Kulturzentrum Schlachthof hat ein Konzept für den Flohmarkt vorgelegt, in dem neben Klohäuschen, Parkplätzen und Müllcontainern ein kulturelles Rahmenprogramm vorgesehen ist. Hoffnung des Schlachthofs: Die Beschränkung auf einen Markt im Monat zu akzeptieren, aber im Laufe der Zeit wieder zum Wochenrhythmus zurückzufinden.

Die Polizei, so heißt es aus dem Innenressort weiter, solle am Sonntag morgen mit der „weichen Welle“ gegen hartnäckige Flohmarktfans vorgehen. Auch Martina Renner von der „Initiative zum Erhalt des Flohmarkts“ erwartet keine Konfrontation, sondern ein „argumentatives Vorgehen“ der HändlerInnen. „Die meisten Leute kommen doch sonst mit der Staatsmacht nur übers Falschparken in Berührung.“ Die Mitglieder der Initiative mit Zwei Drittel der normalen Händler, also etwa 1000 AnbieterInnen. „Viele können auf die Einnahmen nicht verzichten und wissen, wenn der Flohmarkt einmal, zweimal ausfällt, dann ist er tot.“ Eine eigene Strategie für Sonntag habe die Initative nicht, sagt Renner. „Wir sorgen für Müllcontainer und Toilettenhäuschen. Die Händler werden dann wohl morgens um fünf Uhr, beim großen Ansturm, das Gespräch mit der Polizei suchen. Um acht ist dann alles entschieden — so oder so.“

Bei den Bremer Grünen gibt es zwar keinen Fraktionsbeschluß zum Thema Flohmarkt, wohl aber eine Pressemitteilung des Landesvorstandes von Mitte Juni. Danach plädiert die Partei für den Erhalt des wöchentlichen Flohmarkts. Neben der Möglichkeit des billigen Einkaufs biete der Markt die Chance zum Warenrecycling und Müllvermeidung, gleichzeitig sei er ein „Ort der Begegnung verschiedener Kulturen.“ Für Karoline Linnert, sozialpolitische Sprecherin der Fraktion, ist das Verbot ein „kulturelles Armutszeugnis“ für Bremen. Sie verstehe die innenpolitischen Bedenken gegen den „Graubereich der kleinen Wirtschaftskriminalität und der Steuerhinterziehung“. Das wirkliche Motiv für das Verbot macht sie aber in einer „Monokultur im Kopf“ aus: „Das ist ein Bild von Normalität, wie der Warenaustausch zu funktionieren hat. Für mich hat das etwas mit Unterdrückung und Herrschaftskultur zu tun. Das ist rechtes Denken von Leuten, die erst Ruhe geben, wenn überall Gardinen vor den Fenstern hängen.“

Bernhard Pötter