Sanssouci
: Vorschlag

■ Kreuzberger Hofkonzerte: Günter Lenz' Springtime

Günter Lenz spielt Baß, komponiert und kommt aus Frankfurt/M. In dieser Woche wurde er 55, und heute abend wird er mit seiner wiederbelebten Springtime-Combo diszipliniert vitale Musik machen. Wie das? Wie Charles Mingus, sagen die einen, vorwärtstreibend und formend zugleich. Wie Lenz, wissen andere, die ihn für den Lenz halten – der mit dem Frühling kommt.

Vor vierzig Jahren spielte der Autodidakt noch Gitarre, ab 1959 zupfte er, und 1961 wurde er Quintett-Mitglied bei Albert Mangelsdorff (dem im September zum 65. zu gratulieren ist). Dann gab es da mal die German All Stars, die nach Südamerika reisten im Jahr des Aufbruchs; und Platten, immer wieder Platten. Mit Phil Woods, Lee Konitz, Slide Hampton. Und zwischendurch die mit den Frankfurter peers wie Volker Kriegel, dem Gitarrensoziologen – das waren Zeiten. Mit George Russel fuhr Lenz zu den Berliner Jazztagen, 1970. Zehn Jahre später begann dann schon die Reunion-Zeit. Mit Manfred Schoof und mit den altdeutschen Immer-noch-All-Stars. Nur von „Where the hammer hang“, der Platte, die das Lenz-Trio der Siebziger mit Peter Giger und Eddy Maron einspielte – davon, wo der Hammer hing, blieb nur noch das Kratzen zwischen den Rillen. Zwischen den Platten, die Geschichte machen.

Und Springtime, immer mal wieder. Von 1974 bis 1980, wie jetzt auch, 1991 für das 23. Deutsche Jazz-Festival in Frankfurt zusammengestellt. Überlebender Pianist aus vergangenem Frühlingserwachen ist Bob Degen, der Wahl-Frankfurter aus Pennsylvania mit respektabler Reputation. Daneben, davor oder dahinter – lediglich eine Frage der Hörperspektive – Claus Stötter, Trompete, E.L.Petrowsky, wie bekannt, Gebhard Ullmann, ebenfalls, und Thomas Cremer, schlagend. Aus dem Untergrund tönt der Baß des Meisters, dirigierend durch die Stimmungslagen, Töne, Klangwelten und Rhythmen. Die man kennt, die man mögen kann. Frühling im Berliner Vorherbst. Christian Broecking

Günter Lenz' Springtime spielt heute abend um 20Uhr bei den Berliner Hofkonzerten im Schmiedehof der Schultheiss-Brauerei, Methfesselstraße 28–48, Kreuzberg.