Spritzenautomat für Bremen-Nord

■ Alleingang der Gesundheitssenatorin / Lokalpolitiker im Streit um Junkie-Hilfe

In Vegesack gibt es wieder einen Spritzenautomaten. Vor rund drei Wochen war es die Gesundheitssenatorin leid, noch länger auf eine Entscheidung der Bremen-Norder Gremien zu warten. Persönlich hatte Irmgard Gaertner nach einem Besuch im Bremen-Norder Gesundheitsamt die Anweisung gegeben, dort einen Automaten mit sauberen Spritzen für Drogenabhängige aufzuhängen.

Zuvor hatten sich eher ihre Gegner im Vegesacker Beirat und Ortsamt durchsetzen können. Von beiden Gremien brach nach der ersten Aufstellung des Spritzenautomaten durch den „Arbeitskreis Kommunale Drogenpolitik“ (AK-Drogen) Ende letzten Jahres ein Sturm der Entrüstung los. Man befürchtete eine offene Szene auch in Bremen- Nord. Außerdem gebe es keine Bauantrag und es müsse ein regionales Präventionskonzept her. Der AK-Drogen gab schließlich nach, demontierte seinen Automaten und stellte einen förmlichen Bauantrag, über den bis heute nicht entschieden ist.

Das war für die Sozialbehörde denn auch der Auslöser. „Wir wollten Fakten schaffen“, begründet Sprecherin Andrea Frenzel-Heiduk die Überraschungs-Aktion. Es sei allerdings nur ein „auf acht Wochen befristetes Projekt“. Gebe es Schwierigkeiten, verschwinde der Automat sofort wieder. Bislang laufe aber „alles optimal“.

Eine Abstimmung mit dem AK-Drogen im Vorgehen in Sachen Vegesacker Spritzenautomat gab es nicht. Frenzel-Heiduk meint aber: „Wenn deren Antrag auch durchkommt, ist das okay.“ Soll heißen: dann verschwindet der Automat am Gesundheitsamt wieder. Auch dem AK-Drogen kommt es in erster Linie „auf eine Versorgung Bremen-Nords an“, erklärte dessen kommissarischer Geschäftsführer Willi Wambsganß. Zwei Automaten seien nicht nötig.

Die Vegesacker indes fühlen sich wieder einmal überrumpelt. Ortsamtsleiter Reiner Kammeyer schrieb am 16. Juli an alle Beiratsfraktionen, das erneute Aufhängen des Spritzen-Automaten mache alle Bemühungen um ein regionales Präventionskonzept für harte Drogen zunichte. Zudem sei das Verhalten der Gaertner-Behörde „undemokratisch“. Man hätte warten sollen, bis über den Bauantrag des AK-Drogen entschieden sei.

Doch ganz ohne Rückhalt ist die Aufstellung des Vegesacker Spritzenautomaten nicht. Obwohl Gaertners Anweisung scheinbar ohne rechtliche Grundlage kam (Frenzel-Heiduk: „Den Bauantrag reichen wir nach.“), distanzieren sich zumindest die Vegesacker Grünen vom scharfen Ton ihres Ortsamtsleiters gegen den Automaten: „Kammeyer läßt die von ihm angemahnte Sachlichkeit vermissen“, so Fraktionssprecher Reinhold Koch.

Am Donnerstag wird sich die zuständige Bürgerschafts-Deputation mit dem Thema befassen. Und auch im Blumenthaler Beirat kommt es auf die Tagesordnung. Denn dort hat der AK- Drogen ebenfalls einen Bauantrag für einen Spritzenautomaten gestellt. Ulf Buschmann