■ Mit Müllverbuddeln auf du und du
: Entsorgung nach unten

Berlin (taz) – Während die Kali-Kumpel aus Bischofferode hungerstreiken, damit sie weiter aus den Schächten Salz zutage fördern können, hat der Aufkäufer offenbar ganz andere Pläne mit dem Bergwerk. Die Kali und Salz AG will die Gruben als Mülldeponie benutzen. So jedenfalls schreibt der Spiegel, und führt als Beleg den Antrag des Kasseler Konzerns auf eine Änderung im Handelsregister an. „Die Entsorgung von Abfällen und die Verwertung von Reststoffen“ in den „durch den Bergbau entstandenen unterirdischen Hohlräumen“ soll darin begehrt werden. Die Firma ließ derartige Pläne prompt dementieren. Aber unwahrscheinlich scheint das Ansinnen, auf diese Weise billig Müll zu entsorgen, keineswegs.

Denn BASF, der „Mutterkonzern“ der Kali und Salz AG, läßt schon seit geraumer Zeit Asche aus der firmeneigenen Klärschlammverbrennung in Thüringen in einem Kalischacht verschwinden. Auch Filterstäube und Schlacken aus der Müllverbrennungsanlage in Frankfurt am Main werden in dem kleinen thüringischen Dorf Unterbreizach in der Nähe von Eisenach auf diese Weise entsorgt (siehe taz vom 2.12.92). Besitzerin des Schachtes war pikanterweise die Mitteldeutsche Kali AG, die jetzt gerade geschluckt wird.

„Die Stoffe sind ein bergbaulich verwertbares Wirtschaftsgut“, das für die Stabilität der stillgelegten Schächte von Bedeutung sei, so eine Firmensprecherin im letzten Dezember. Abfallwirtschaftlich sei es deshalb ausgesprochen sinnvoll, die Stoffe einzulagern, weil damit dem Prinzip der Verwertung vor der Entsorgung Rechnung getragen werde. Auch das thüringische Umweltministerium dementierte, daß es sich bei dem Schacht um eine Mülldeponie handele. Nicht nur langwierige Genehmigungsverfahren können bei dieser Argumentation umgangen werden. Auf diese Weise verschwindet vor allem ansonsten teuer zu entsorgender Sondermüll. aje