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Kein Künstler, aber Schriftsteller

■ Der Schotte Alasdair Gray liest heute abend im Literaturhaus

Im verregneten Reizklima des schottischen Glasgow strickt Alasdair Gray seine Romane und Geschichten, die er nicht selten auch selbst illustriert. In der grauen Stadt, die von Blessuren des wirtschaftlichen Zusammenbruchs gezeichnet ist, hat er sich mit einem Wandbild für einen Wirt lebenslanges Speiserecht erworben. Der gebildete und gewitzte Vertreter einer rauhen working class will gar nicht weg aus Glasgow, denn daß sich die Stadt samt seiner harten sozialen Verhältnisse als Spielplatz literarischer Abenteuer eignet, hat Gray mit anderen Glasgower Autoren wie James Kelman und Agnes Owen seit den 70er Jahren bewiesen. Auf deutsch erschienen von Alasdair Gray bisher Janine 1982 (Rowohlt), Lanark (Rogner & Bernhard) und Lederhaut (Rütten & Loening), in denen Gray als trockener Erzähler drastig komischer und trauriger Geschichten auch zu essayistischen Analysen ausholt. Grays Figur Lanark will kein Künstler sein, aber Schriftsteller, weil man dazu nicht mehr als Stift und Papier braucht, um die Arbeit zu beginnen, und er hatte begriffen, daß es zwei Arten von Schriftstellerei gibt: „Die eine Sorte war so etwas wie ein niedergeschriebener Film, mit einer Menge Handlung und kaum einem Gedanken. Die andere hatte mit klugen, unglücklichen Leuten zu tun, oft mit den Autoren selbst, die intensiv nachdachten, aber nicht viel taten. Lanark nahm an, daß ein guter Autor wahrscheinlich eher die zweite Art Buch schreiben würde“. Gray schrieb 40 Jahre lang an Lanark. jk

heute, Literaturhaus, 20 Uhr

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