Betr.: EWS

Die EG-Finanzminister haben die De-facto-Abschaffung des europäischen Währungssystems beschlossen. Den deutschen Michel wird das hart treffen. Passionierte Reisende und Liebhaber südlicher Weine dagegen profitieren.

Erstens ist Deutschland Europas größter Exporteur. Mit dem faktischen Ende des EWS und der Freigabe der Wechselkurse in Europa wird der Wert der Mark gegenüber anderen EG-Währungen vermutlich steigen: Deutsche Exporte ins Ausland werden deshalb teurer und damit weniger konkurrenzfähig. Michels Arbeitsplatz in der Exportwirtschaft ist in Gefahr.

Stützte die Bundesbank jedoch die anderen EWS-Währungen weiter durch Zinssenkungen und Devisenkäufe, guckt Michel demnächst wegen der niedrigeren Zinsen in die Röhre. Attraktiv wäre es, nurmehr auf Pump zu leben. Wer einen großen Kredit abzahlen muß, berappt dann künftig nämlich deutlich weniger Zinsen. Vorteilhafter als das Sparen ist künftig in jedem Fall der Urlaub im Süden der EG: Jetzt planen, später buchen! Mit der harten Mark werden teure Hotelzimmer und abendliche Weine zum preiswerten Vergnügen.

Wenn Michel jedoch im Herbst zu Hause bleiben muß, sollte er aus Kostengründen den Speiseplan umstellen. Verzicht auf Sauerbraten und Rheinhessen- Wein ist angesagt. Der importierte Rotwein, die Oliven und die Paella werden preiswerter. Ein harter Schlag. Einziger Trost für Michel: Wenigstens die Mark bleibt, die Ankunft der Euro-Währung ECU wird verschoben. ten