Nachschlag

■ The Super Rail Band de Bamako im Tempodrom

„Okay, okay, all right, no problem, please dance“ – nach wenigen Songs kommt diese Aufforderung von der Bühne, gerichtet an eine noch träge Masse, die nur zögernd vor sich hinwankt. Kurzarmhemden jeglicher Couleur, swingende Röckchen und die wiederentdeckte Wadenfreiheit in Schlaghosen geben sich ein Stelldichein, unaufhörlich füllt sich der Marktplatz der sommerabendlichen Heimatklänge aus Westafrika am Tempodrom.

Die zehn Musiker der seit 1969 existierenden Super Rail Band de Bamako aus Mali kommunizieren untereinander, bis das Publikum einsteigt. Der Stereoeffekt – links zwei Sänger in Blau, rechts zwei Saxophonisten in Rot – ist auch zu hören: Die Saxophone setzen nicht nur die Akzente auf den Gesang, sie lassen sich auch auf einen Dialog mit Kouyate Damory und Traore Abdoulaye ein. Zwei ihrer Vorläufer, die Sänger Mory Kante und Salif Keita, die in den Siebzigern mit der Band auftraten, haben die Halle des Bahnhofhotels von Bamako längst verlassen und sind über die Außenstation Paris zu Weltruhm gekommen. Der temporeiche, relativ hohe Duo- oder Sologesang, immer wieder von arabischen Vokalschleifen durchsetzt, gibt die Führungsrolle nur noch an den Sologitarristen Tounkara Djelimady ab. Seine Mischung aus Tradition und Moderne, aus Groit-Erfahrungen und Pop-Elementen bestimmt das Geschehen weit mehr als das Spiel der Rhythmusgruppe; Drummer Diop Maguett bedient beinahe ausschließlich Hi-Hat, Bass-Drum und Snare.

Die von helleren, hohen Tönen lebende Musik, die auf ein Handzeichen des Sängers verschiedenste Beschleunigungsvorgänge in petto hat, swingt schwerelos und überzieht das Publikum mit wellenartigen Impulsen. Die singenden Vortänzer tun ein übriges, um letztendlich doch noch Bewegung in die mindestens 2.000köpfige Raupe vor der Bühne zu bringen – und den Ärger über die Taschenkontrolle am Eingang vergessen zu machen. Anna-Bianca Krause

Heute, Samstag und Sonntag jeweils 21.30 Uhr im Tempodrom