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Abgasfreie Blütenträume in Farmsen

■ Siedlung Trabrennbahn: Neue Verkehrskonzepte gesucht

Entsteht auf der Trabrennbahn Farmsen Hamburgs erste „autofreie“ Siedlung, wie eine kleinformatige Hamburger Boulevardzeitung unlängst verkündete? „Nein“, dementiert Tom Janßen, Sprecher der Stadtentwicklungsbehörde eindeutig: „Keinem Bewohner wird verboten werden, mit dem Wagen in die Siedlung zu fahren“. Seine Behörde habe lediglich ein Gutachten in Auftrag gegeben, in dem geprüft werden soll, wie der durch das neue Wohngebiet drohende Zusatz-Verkehr vermindert werden kann.

Verkehrsberuhigende Maßnahmen und eine Reduzierung der geplanten knapp 1000 Parkplätze sind im Gespräch. Janßen: „Eine weitere denkbare Lösung ist, den Anwohnern 'Car Sharing' anzubieten – auf freiwilliger Basis“. Das Prinzip: Ein Unternehmen stellt einige Dutzend Autos zur Verfügung, an deren Finanzierung sich diejenigen Siedlungs-BewohnerInnen beteiligen, die bereit sind, auf eigene Wagen zu verzichten. „Noch ist alles offen“, erklärt Tom Jansen, „erst wenn im Herbst das Gutachten vorliegt, wissen wir, was machbar ist“.

Insgesamt 1300 Wohnungen und 60.000 Quadratmeter Gewerbefläche sollen ab Ende 1994 im Bereich der ausgedienten Pferdepiste und der an den Farmsener Bahnhof angrenzenden Hunderennbahn gebaut werden. Die AnwohnerInnen aber hatten bei der öffentlichen Plandiskussion im Juni vor einem Verkehrsinfarkt auf dem Traberweg und der Eckerkoppel gewarnt.

Die Wandsbeker Grünen fordern, zumindest die 300 Wohnungen umfassende Neubebauung der Hunderennbahn zur autofreien Zone zu erklären. „Dieser Vorschlag ist noch nicht vom Tisch“, weiß der Leiter des Wandsbeker Bauamtes Rainer Riedel, „doch ich bin skeptisch, daß sich ein Pilotprojekt in dieser Größenordnung durchsetzen läßt“. Der Senat werde aufgrund der Wohnungsnot die 300 Wohnungen kaum auf die lange Bank schieben, bis sich genügend Interessenten für den Modellversuch gefunden hätten.

Immerhin: Die Stadtentwicklungsbehörde will sich in den nächsten Tagen mit verschiedenen Naturschutzverbänden und auch dem für autofreie Wohnzonen eintretenden Verein „Neandertal“ an einen Tisch setzen, um über die Verkehrsplanung für das Farmsener Neubaugebiet zu diskutieren. Spätestens im Mai kommenden Jahres, wenn die Neubaupläne öffentlich ausgelegt werden, wird klar sein, was von den abgasfreien Blütenträumen übrig bleibt. mac

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