Klaus Wedemeier unter Druck

■ SPD-Landesvorstand tagte: Milder Rüffel für Angelika Pensky / Ilse Janz gegen Wedemeier als Kandidaten

Klaus Wedemeier steht weiter unter Druck. Auch die informelle Sitzung des SPD-Landesvorstands am Freitag abend brachte keine Klarheit über die Zukunft des Bürgermeisters und eventuelle Gegenkandidaturen. Wedemeier drängte auf eine schnelle personelle Entscheidung, angesichts der sich überschlagenden Kandidatendiskussion sei für ihn die Grenze des Zumutbaren erreicht. Der erwartete Sturmlauf gegen den Parteivorsitzenden Konrad Kunick und die Beisitzerin Angelika Pensky blieb allerdings aus. Stattdessen trat die frühere SPD-Landesvorsitzende und jetzige Bundestagsabgeordnete Ilse Janz als schärfste Wedemeier-Kritikerin auf.

Insbesondere Beisitzerin Angelika Pensky war dafür kritisiert worden, die Spekulationen um mögliche Gegenkandidaten zu Wedemeier mit vagen Andeutungen angeheizt zu haben. Das Desaster um die Dreistundenkandidatur des Wirtschaftsprofessors Rudolf Hickel wurde vor allem ihr angelastet. Harte Kritik an Pensky kam bei der Freitagssitzung vor allem vom Bremerhavener Heiner Ehrling. Ehrling stellte sich dabei hinter den Antrag der Sozialdemokratischen Arbeinehmer, die den Rücktritt des gesamten Vorstandes und eine Urwahl gefordert hatten. Der Vorschlag fand allerdings nur wenig Resonanz, hieß es aus Landesvorstandskreisen.

Der Landesvorstand wolle sich nicht unter Druck setzen lassen, wurde den Kritikern und Klaus Wedemeier entgegengehalten. Wedemeier hatte gefordert, beim Sonder-Landesparetitag am kommenden Donnerstag einen Bewerbungsschluß festzulegen. Außerdem müsse sich der Landesvorstand bis dahin entschieden haben, ob er eine Mitgliederbefragung organisieren wolle oder nicht. Wedemeier schlug eine Bewerbungsfrist bis zum 20. August vor und kündigte eine Vorlage für die nächste ordentliche Landesvorstandssitzung am Mittwoch an. Eine Mehrheit für die Wedemeier-Vorschläge zeichnete sich allerdings am Freitag nicht ab. Die Sondersitzung des Landesvorstandes war ohnehin nicht beschlußfähig, weil weder der Vorsitzende Konrad Kunick, noch Stellvertreter Harald Stelljes in Bremen waren.

Als schärfste Kritikerin des Bürgermeisters trat die Bremerhavener Bundestagsabgeordnete Ilse Janz auf: Nach dem Einbruch bei der letzten Bürgerschaftswahl habe es keine personelle Erneuerung innerhalb der SPD gegeben, wenn es jetzt keine sichtbaren Veränderungen gebe, steuere die Bremer SPD bei den kommenden Wahlen auf eine vernichtende Niederlage zu. Die SPD solle nicht noch einmal mit Klaus Wedemeier in einen Wahlkampf gehen. Ilse Janz war nach der Wahl im September 1991 als Landesvorsitzende zurückgetreten. Jochen Grabler