Willkürliche Hinrichtungen

■ amnesty legt Bericht über Kriegsverbrechen in Abchasien vor

Berlin/Tbilissi (taz/AP) – Im Krieg um die abtrünnige georgische Republik Abchasien sollen sowohl die georgische Armee als auch die abchasischen Rebellen Menschen „willkürlich hingerichtet“ haben. Dies geht aus einem Bericht von amnesty international hervor. Während des seit August 1992 dauernden Konflikts habe die georgische Armee Zivilisten allein aufgrund ihrer ethnischen Abstammung inhaftiert.

Wie Augenzeugen gegenüber amnesty berichteten, drangen Soldaten wiederholt in Häuser von Nichtgeorgiern ein, raubten die Bewohner aus und verschleppten sie. Die Vorwürfe richteten sich vor allem gegen die Armee Georgiens, gegen die vom Verteidigungsminister befehligte Nationalgarde und eine paramilitärische Einheit namens „Mkhedrion“ (Die Reiter). Aber auch den abchasischen Verbänden werden Kriegsverbrechen vorgeworfen. Sie sollen im Oktober in der Stadt Gagra zwölf Menschen, die sie der Plünderung bezichtigten,erschossen haben. Besonders schlimm sei die Situation in den ersten vier Monaten des Krieges gewesen, weil die Regierung offenbar die Kontrolle über ihre Einheiten verloren hatte. Im Mai hätte der georgische Präsident Schewardnadse daher angeordnet, alle Einheiten unter ein Oberkommando zu stellen und entsprechend der Verpflichtungen zu führen, die sich aus der Mitgliedschaft Georgiens bei der UNO ergäben. Bisher seien die Verantwortlichen aber noch nicht angeklagt worden.

Nahe der georgischen Hauptstadt Tbilissi ist am Sonntag ein amerikanischer Diplomat ermordet worden.

Wie das georgische Innenministerium mitteilte, wurde das Auto von Fred Woodruff im Dorf Natachtari beschossen. Da Woodruff von Eldar Gugusladse, dem Sicherheitschef Schewardnadse, begleitet wurde, hält man es für möglich, daß der Anschlag Gugusladse gegolten hatte. Vermutet wird aber auch, daß der Diplomat für den Geheimdienst tätig war.