Symbolische Fahrt nach Achim

■ Bremer ProjektvertreterInnen auf der Weser unterwegs zum Ort der Senatsklausur

Symbolische Fahrt nach Achim

Bremer ProjektvertreterInnen auf der Weser unterwegs zum Ort der Senatsklausur

Am Martinianleger stand gestern Morgen ein großes Ungeheuer, und ein Mann ging vor Schreck baden. Das Ungeheuer war allerdings aus Pappe und im Atelier der Blaumeiers in Walle gefertigt. Und der Mann im Wasser trug einen schmutzwasserabweisenden Neopren-Anzug und war ein Vertreter der Bremer Alternativ- und Sozial-Projekte.

Am Weserufer trafen sich VertreterInnen Bremer Projekte, um eine kleine Delegation zu verabschieden, die mit dem Schiffchen „Punke“ nach Achim schipperten. Dort wollten sie bei der Klausurtagung des Bremer Senats in der Hünenburg in Achim vorbeigucken.

Noch während die Taschentücher zum Abwinken der Reisenden verteilt wurden, erzählte ein schwarzgekleideter Mann einen Schwank aus der griechischen Mythologie. Das Orakel hatte den Athenern auferlegt, zur Besänftigung der Götter dem Minotaurus — Sie wissen doch: dieses fiese Ding, halb Stier, halb Mensch der im Labyrinth von Kreta lebte — zur Besänftigung der Götter Jünglinge und Jungfrauen zu opfern. Doch Theseus wollte das nicht mitmachen, und machte sich mit seinem Schiff auf, den Minotaurus zu töten. Durch die List einer Frau, Ariadne nämlich, klappte das schließlich auch. Als er losfuhr wurde sein Schiff mit schwarzen und weißen Segeln gerüstet, die er je nachdem setzten sollte.

Diese Geschichte schrieben die Bremer Projekte auch in einen offenen Brief an den Senat.

Offener Brief

an den Senat

Damit wollten sie klarstellen, daß „sie nicht bereit sind, sich im Labyrinth bremischer Haushaltsdiskussionen opfern zu lassen“. Der Mann im Weser-Wasser trug die Kürzungsgeschichte der Bremer Projektmittel vor.

Nachdem Ende 1991 mit ABM das wichtigste Finanzierungs-“Standbein“ der Projekte zusammenbrach, folgte im Herst 1992 das „Sonderprogramm zur Stützung zielgruppenorientierter Beschäftigungsprojekte und stadtpolitisch bedeutsamer Projekte“, das seine stützende Wirkung nicht entfaltet hat.

Projekte aus den sozialen Arbeits-Bereichen Arbeitslose, Flüchtlinge, Drogenabhängige, Frauen und Mädchen, Kulturläden und -zentren, die freien Theater, Frauenkultur, Umwelt und-Geseundheitsprojekte „sind mit ihrer Zukunft davon abhängig, in welcher Höhe von Ihnen eine Weiterführung des „Sonderprogramms“ für 1994 beschlossen wird“, schreiben sie in den offenen Brief.

Am frühen abend wollten sie mit ihrem symbolischen Theseus- Segel auf Voll-oder Halb-Mast zurückkommen.

Bis Redaktionsschluß waren sie verschollen. Hoffentlich sind die nicht im Labyrinth verschwunden. vivA