Wahlkampf ist gar kein Wahlkampf

■ Kultursenatorin im Fettnapf / SPD wirbt nur für Veranstaltungen

Amtsmißbrauch? Kultursenatorin Christina Weiss hat in der vorigen Woche kaum verhüllte SPD-Wahlwerbung (“Geben wir unsere Stimme Voscherau“) an zahlreiche Künstler verschickt. „Reine Privatsache“ und damit erlaubt, meinte dazu gestern zwar Weiss-Sprecher Hinrich Schmidt-Henkel, die Absenderanschrift auf den Briefen spricht allerdings gegen diese Version. Es handelt sich nämlich um die Dienstanschrift der derzeit urlaubenden Senatorin. Erklärung ihres Sprechers: Frau Weiss habe ihre Privatsphäre schützen wollen.

Eher erheitert zeigte sich GALier Martin Schmidt über eine Antwort des Senats auf eine Kleine Anfrage des Grünen-Fraktionschefs. Bei den Wahlkampfwerbeschildern der SPD (“Versprochen und gehalten“, „Liebe“, „Glück“, etc.), so die sozialdemokratische Regierung, handele es sich gar nicht um Wahlwerbung, sondern um reine Hinweise auf „Veranstaltungen mit dem Ersten Bürgermeister“. Glück für die SPD, die sonst alle Schilder wieder hätte abhängen müssen. Wahlwerbung ist erst vier Wochen vor der Wahl erlaubt, Veranstaltungshinweise dagegen immer.

Wenig amüsiert zeigte sich dagegen SPD-Manager Werner Löwe über eine auch nicht gerade ungeschickte PR-Aktion der FDP. Deren Spitzenkandidatin Gisela Wild nämlich hatte ihre Kritik an den SPD-Wahltricks so gut an das Abendblatt verkauft, daß die KollegInnen den SPD-Wahlkampf auf Seite eins mit dicken Lettern ins „Zwielicht“ rückten. Löwe sah sich deshalb nicht nur genötigt, einen bösen Leserbrief zu schreiben, er faxte den Brief auch gleich an die übrigen Medien. uex