Bloß nie wieder nachhause

■ Rückkehrprogramm für RumänInnen verlockte in Bremen nur zwei Familien

Bloß nie wieder nachhause

Rückkehrprogramm für RumänInnen verlockte in Bremen nur zwei Familien

Familie T. will weit weg, am liebsten nach Kanada oder Australien. Doch die klassischen Auswanderungsländer stellen immer höhere Anforderungen: Jung sollten Auswanderer sein, die fremde Sprache perfekt beherrschen, einen Beruf und Berufspraxis haben. Herr T. ist Ingenieur und spricht mehrere Sprachen — trotzdem antworten die ausländischen Botschaften nicht. „Wir haben die ganze Welt abgesucht, aber nichts gefunden — wo soll er hin“, sagt Irmgard Tholen vom Raphaels-Werk, der Beratungsstelle für Auswanderer und Flüchtlinge in Bremen.

Seit 1990 haben 215.000 RumänInnen in Deutschland Asyl beantragt, anerkannt wurden gerade mal 0,1 Prozent. Nun hat das Bundesinnenministerium in Rumänien drei Ausbildungszentren gebaut. Jährlich 900 Menschen können sich dort in Handwerksberufen aus- oder weiterbilden. Die Hälfte der Plätze soll an rückkehrwillige RumänInnen vergeben werden, die andere Hälfte an noch in Rumänien Wohnende. „Rückkehrförderung und Fluchtursachenbekämpfung“ heißt das 40 Millionen- Mark-Programm offiziell.

Doch die Resonanz auf das Angebot ist gering. Zwar hat das Raphaels-Werk Broschüren in den Bremer Flüchtlingsunterkünften ausgelegt — gekommen sind nur wenige: Gerade mal zwei Familien wollen bislang zurückkehren; bundesweit sind es etwa 25. Nie wieder zurück in das Chaos, sagen sich die Flüchtlinge. Außerdem zweifeln viele an der Existenz der Zentren. Deswegen soll demnächst in den Beratungsstellen außer dem Faltblatt auch ein Filmchen informieren. Das geringe Interesse beunruhigt Ralph Köpper von der Firma GOPA, die für die Bundesregierung die Ausbildungszentren betreibt, wenig. „Wir versprechen uns davon trotzdem eine Signalwirkung: Daß nämlich die anderen sehen, schau, in Deutschland ist es doch nicht so toll.“

Während der Ausbildung sind die RückkehrerInnen in „Internaten“ untergebracht, bei der Wohnungssuche soll ihnen geholfen werden. Im Prospekt steht allerdings nicht, daß die Vergütung während der Ausbildungszeit nur 60 Prozent vom durchschnittlichen Arbeiterlohn in Rumänien beträgt.

Auch mit Existenzgründungskursen inklusive Betreuung während der Gründungsphase versucht man, RumänInnen zur Rückkehr zu bewegen. Bereits 18 Betriebe mit immerhin 210 Arbeitsplätzen sind gegründet. Pro Arbeitsplatz hat das die Bundesregierung gerade mal 2.000 Mark, berichtet Köpper von der GOPA.

Auch Familie T. kehrt nun zurück — weil ihr einfach nichts anderes übrigbleibt. Wie all die anderen Tausende von Flüchtlingen haben sie nicht mehr das geringste Vertrauen in die Regierung und die Infrastruktur des Landes (Schulen, Kliniken, Verkehrsnetz). Cornelia Banisch, ebenfalls Beraterin beim Raphaels-Werk, weiß von Rückkehrenden, die sich einen VW-Bus gechartert haben und ihn bis oben hin mit Lebensmitteln bepackt haben, um den Start in der „Heimat“ überhaupt zu überleben. cis