Klöckner könnte Plastik verheizen

■ Die DSD verhandelt mit der Klöckner-Hütte über Plastik-Verwertung / Bundesweit 300.000 Tonnen im Jahr?

Die Bremer KlöcknerHütte könnte zu einem bundesweiten Zentrum der Plastik- Verwertung werden. Einen entsprechenden Genehmigungsantrag hat die Hütte beim Bremer Umweltsenator gestellt. Das Gewerbeaufsichtsamt prüft den Fall. Dies veröffentlichte gestern die Initiative „Bremer Bürger beobachten den Grünen Punkt“ um den Ökologen Peter Ullrich.

Die Plastik-Verbrennung würde die gesamte Verpackungsordnung, mit der eigentlich die Vermeidung von nicht wiederverwertbarem Müll erzwungen werden sollte, aushebeln, argumentiert Ullrich und rät deshalb ab.

Gleichzeitig räumt er ein, daß für die Hütte ein großer finanzieller Vorteil entstehen würde: Wenn das System klappt, könnten bundesweit zwei- bis dreihunderttausend Tonnen Plastik nach Bremen geschippert werden, für die Hütte könnten 40 Millionen dabei herausspringen. Daß die Abluft am Schornstein von Klöckner dabei giftiger wird als jetzt schon, steht dabei noch nicht einmal fest: Durch das Plastik würde nämlich Schweröl im Brennvorgang ersetzt.

„Das ist von der Energiebilanz her betrachtet positiv, abfallpolitisch aber bedenklich“,

kommentierte Umweltsenator Ralf Fücks die Pläne. Vorerst gehe es aber nur um einen Modellversuch, der von einem Meßprogramm begleitet werde. Das Bundesimmissionsschutzgesetz sei auch das einzige Kriterium für die Genehmigung. Daß der Grüne Punkt für Verwertung stehe, sei kein Widerspruch. Fücks: „Bei den Recyc

hierhin bitte

die Karikatur

lingverfahren, die gegenwärtig erprobt werden, wird Plastik in Öl zurückverwandelt. Das Projekt bei Klöckner unterscheidet sich nicht. Da wird Koks und Schweröl ersetzt.“

Klöckner-Sprecher Ziegenbalg: „Die Idee ist so genial wie schlicht und deshalb nicht patentierbar“. Für die Verhüttung von einer Tonne Stahl werden derzeit

300 Kilo Koks und 80 bis 100 Kilo Schweröl verbrannt. Durch das Schweröl wird unter extrem hohen Temperaturen dem Eisen Sauerstoff entzogen, man nennt es deshalb „Reduktionsmittel“.

Einen Teil des Schweröls könnte man durch Plastik ersetzen. Da die Verbrennungstemperatur an dieser Stelle des Hochofens bei 2.000 Grad liegt, würden Reste anderer Stoffe im Plastikmüll nichts ausmachen, auch Dioxine könnten nicht entstehen.

Die Klöckner-Hütte hat das Umweltressort vor vier Monaten in die Idee vertraulich eingeweiht und signalisiert bekommen, daß man das von dort nicht torpedieren will.

Was für Klöckner gut sein kann, ist für die Umwelt-Politik schlecht, sagt dagegen Peter Ullrich: Der Bürger zahlt mit dem „Grünen Punkt“ für Sammeln, Sortieren und Wiederverwerten, eine „echte“ Wiederverwertung im Wortsinn findet aber nicht mehr statt.

Der für den Hochofen vorgesehene Plastikmüll soll aus dem System des Grünen Punktes keineswegs herausfallen, versichert das DSD Bonn: Nur eine Plastikbeseitigung, die nicht „Verbrennung“ ist, kann nach der Verpackungsverordnung als Wiederverwertung anerkannt werden und fällt somit unter den Grünen Punkt. Ob die chemische Reduktion als „stoffliche Verwertung“ anerkannt wird, entscheiden die Landesumweltminister.

Für Klöckner jedenfalls hat es nichts mit Plastik-Verbrennung zu tun, wenn geschredderter Plastikmüll in den 2.000 Grad heißen Hochofen „geblasen“ wird: „Das ist für mich festes Erdöl“, sagt Klöckner-Sprecher Ziegenbalg. K.W.