Asyl für Gahnnouchi

■ London nimmt Islamistenführer auf

Berlin (taz) – Großbritannien hat dem Führer der islamistischen oppositionellen An-Nahda-Bewegung in Tunesien, Sheikh Rashid Ghannouchi, Asyl gewährt. Dies meldete gestern die Londoner Zeitung The Independent. Das britische Innenministerium habe die Entscheidung zwar noch nicht offiziell bestätigt, doch nach Angaben von Regierungsvertretern und von Sheikh Gahnnouchi selbst sei die Entscheidung bereits vor einigen Tagen getroffen worden.

Ghannouchi war vor zwei Jahren mit einem Diplomatenpaß der sudanesischen Regierung in Großbritannien eingereist, den er durch die Vermittlung des Führers der sudanesischen „Nationalen Islamischen Front“, Hassan Turabi, erhalten hatte. Den Paß hat er mittlerweile zurückgegeben und hofft nun darauf, Reisedokumente von der UNO zu erhalten.

Neben Turabi und dem ägyptischen Sheikh Omar Abdel-Rahman gilt Ghannouchi zumindest in Tunesien als der dritte führende islamische Extremist in der arabischen Welt; vor einem Jahr hatte ein tunesisches Gericht ihn wegen angeblicher Umsturzpläne gegen die Regierung von Präsident Zine Al-Abdine Ben Ali zu lebenslänglicher Haft verurteilt. Aus seiner Opposition gegen die tunesische Regierung macht Ghannouchi keinen Hehl: The Independant zitiert ihn mit der Äußerung, daß er der „diktatorischen Regierung“ von Ben Ali entgegentrete. Ghannouchi lebt derzeit in einem Versteck. Nur die Behörden kennen seinen Aufenthaltsort, da er als gefährdet gilt. Vertreter der Presse trifft er im Hause eines Freundes in London.