Letzte Schicht für Rheinhausener Stahlkocher

■ Am Sonntag schließt Krupp das Stahlwerk / 600 Kumpel stehen auf der Straße

Duisburg (taz) – Rund 600 Beschäftigte des Krupp-Stahlwerkes in Duisburg-Rheinhausen, das am kommenden Sonntag seine Produktion einstellt, warten immer noch auf ein konkretes Arbeitsplatzangebot. Dies geht aus einer am Freitag veröffentlichten Erklärung des Betriebsrates hervor.

Der Stahlstandort Rheinhausen hatte 1987 nach einem legendären Arbeitskampf der Belegschaft um den Erhalt des Krupp-Werkes bundesweit Schlagzeilen gemacht. Mit ihren spektakulären Kampfmaßnahmen konnten die Rheinhausener Stahlkocher freilich nur einen fünfjährigen Aufschub der geplanten Werksstillegung erreichen. Nach 97jähriger Stahlproduktion wird am kommenden Sonntag in Rheinhausen endgültig die letzte Schmelze den Hochofen verlassen. Als Zeichen der Solidarität soll an diesem Tag ein bißchen Kali aus Bischofferode mitverbrennen.

„Rheinhausen ist überall. Gerade im Osten wird die Untätigkeit der Bundesregierung und das Desaster einer Politik deutlich, die sich den Kräften des Marktes unterordnet“, heißt es in einer gemeinsamen Erklärung des Krupp- Betriebsrates, der IG Metall und des Rheinhausener Bürgerkomitees.

Der Betriebsrat verweist darauf, daß in harten Verhandlungen mit der fusionierten Gesellschaft Krupp Hoesch Stahl AG erreicht worden sei, daß keiner der Rheinhausener Stahlwerker arbeitslos werde und „mindestens 1.500 Arbeitsplätze in Rheinhausen geschaffen werden“. Zudem sei die Fortführung des örtlichen Qualifizierungszentrums gesichert worden.

Nach Auffassung von Betriebsrat und Gewerkschaft „wird der Kampf um die Realisierung der vereinbarten Maßnahmen über den Schließungstermin hinaus weiter geführt werden müssen“. Bislang sei keiner der zugesicherten 1.500 neuen Arbeitsplätze in Rheinhausen realisiert worden. Rund 600 Kruppianer warteten immer noch auf ein konkretes Arbeitsplatzangebot, mehrere hundert Arbeitnehmer der in dem stillgelegten Stahlwerk beschäftigten Fremdfirmen drohten ebenfalls arbeitslos zu werden. „Die lebende Streit- und Widerstandskultur, die in Rheinhausen in den letzten Jahren gewachsen ist“, so heißt es in der Erklärung, „wird uns helfen, die Einhaltung aller uns gemachten Zusagen durchzusetzen.“ Sollten die Kumpel in Bischofferode angesichts der Stillegung vielleicht doch auf das Wort der Bundesregierung setzen? Hier gibt es immerhin definitive Arbeitsplatzzusagen. Johannes Nitschmann