Flüchtlinge drohen mit Heimbesetzung

■ Das in Brandenburg „einzig menschenwürdige“ Flüchtlingsheim in Rangsdorf bei Berlin soll heute schließen

In letzter Minute versuchen seit gestern Bewohner sowie Unterstützer der Gruppe „SOS Rassismus“, die Räumung eines Flüchtlingsheimes in Rangsdorf im Kreis Zossen zu verhindern.

Mit einem Grillfest auf dem südlich von Berlin gelegenen Gelände des ehemaligen Kinderferienlagers und Transparenten vor dem Eingang machte die Gruppe am gesterigen Sonntag auf die drohende Schließung des „einzig menschenwürdigen“ Heimes in Brandenburg aufmerksam. Nach dem Willen der Verantwortlichen beim Arbeiter-Samariter-Bund und im Landkreis Zossen sollen die verbleibenden zwölf von ursprünglich fünfundachtzig Flüchtlingen heute ausziehen und in Heime in Blankenfelde und Ludwigsfelde umgesiedelt werden.

„Die Bedingungen in beiden Heimen sind beschissen“, erläuterte gestern ein Mitarbeiter von SOS Rassismus das Engagement für den Erhalt des Heimes in Rangsdorf.

In dem ehemaligen Ferienlager, das zur Zeit noch unter Treuhandverwaltung steht, waren größtenteils Familien in abgeschlossenen Bungalows mit eigener Kochgelegenheit untergebracht. Ein Gemeinschaftsraum existierte ebenso wie eine Turnhalle. Außerdem gab es Kontakt zur übrigen Bevölkerung, eine Schule in der Nähe sowie S-Bahn-Anschluß nach Berlin.

„In Blankenfelde müssen wir eine Stunde zum Bahnhof laufen“, erzählte ein Flüchtling aus Afrika. „Wir werden dort abgeschieden wie die Tiere leben. Ist es das, was die Verantwortlichen wollen?“ Für ihn wie für die meisten hier ist Rangsdorf nicht das erste Heim, in dem sie untergebracht wurden. „Wie lange sollen wir noch umhergeschoben werden?“

Unter anderem wurden in Rangsdorf im vergangenen Sommer ein Teil der Menschen untergebracht, die nach ihrer Flucht aus Hoyerswerda im Herbst 1991 wochenlang Räumlichkeiten in der Technische Universität Berlin besetzt hatten. Bei ihrem Umzug wurden der Gruppe von der Ausländerbeauftragten des Landes Brandenburg, Almuth Berger, Schutz und Sicherheit zugesichert. Inzwischen mußten sie alle wieder ausziehen, womit die Gruppe endgültig auseinandergebrochen ist.

„Für einen Träger wie den Arbeiter-Samariter-Bund rentieren sich solche Kleinstheime, in denen Flüchtlinge sich wohlfühlen, nicht“, kommentierte ein Unterstützer die drohende Schließung. Das gestrige Grillfest sollte in der Nacht mit einer Besetzung des Heimes fortgesetzt werden. jgo