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Türkisch als Abi-Fach

■ Schulsenatorin stellt Neuerungen vor / Größter Schülerzuwachs seit 20 Jahren

So schlimm sei es gar nicht, Hamburg habe mit 2,2 Prozent den größten Schülerzuwachs seit den 70er Jahren zu verzeichnen, und dennoch seien „alle in Räumen untergebracht“, versicherte Schulsenatorin Rosemarie Raab gestern. Allein seit 1990 habe ihre Behörde 130 neue Klassenräume geschaffen. Raabs Fazit: Die Panik, Hamburg bekomme die wachsenden Schülerzahlen nicht in Griff, sei „nicht berechtigt.“

Den größten Zuwachs verzeichnen mit 6,7 Prozent die Gesamtschulen. Die Zahl der Erstklässler ist im Vergleich zum Vorjahr um knapp 900 auf 12.478 gestiegen. Bescheidener der Zuwachs bei Haupt- und Realschulen und Gymnasien (1,1 und 0,9 Prozent). Zur Versorgung der insgesamt 3299 zusätzlichen Kinder wurden 165 neue Lehrerstellen geschaffen.

Die SPD-Politikerin präsentierte zu Schulbeginn eine Reihe „pädagogischer Neuerungen“. So können künftig Schüler der Max-Brauer-Schule und der Gesamtschule Kirchdorf beim Abitur Türkisch als Prüfungsfach belegen. Ferner wird unter dem Namen „Ping“ an 10 Gesamtschulen eine neue Form des naturwissenschaftlichen Unterrichts ausprobiert, indem Physik, Chemie und Bio zu einem Fach verknüpft werden. Ähnlich der Schulversuch „Profiloberstufe“ an der Max-Brauer-Gesamtschule, der erstmals Fächergruppen nach Themenschwerpunkten bündelt.

In Lehrerkreisen für Unruhe gesorgt hat bereits ein neues Projekt zur Förderung lese- und rechtschreibschwacher Schüler. Nun sollen jährlich 60 Lehrer zu „Beratern“ fortgebildet werden, die später in den Schulen ihre Kollegen über „neuere Ansätze“ informieren sowie Kinder mit Lernschwierigkeiten innerhalb des Unterrichts fördern. „Man darf die Kinder nicht erst dann fördern, wenn die Probleme manifest geworden sind“, begründete Raab die neue Maßnahme. Die bisherigen 165 Stellen für Lese-Rechtschreib-Förderung (LRS) sollen „in vollem Umfang“ erhalten bleiben.

Skeptiker hatten befürchtet, daß die alte LRS-Förderung abgeschafft werden soll. Außerdem fürchten Kritiker, daß bewährte Unterrichtsmethoden, wie „Lesen durch Schreiben lernen“ durch das neue Projekt gefährdet werden. kaj

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