Eiskalte Depots

■ Im Tiefkühlfach werden Spermien und Bakterien zwischengelagert

Krefeld (dpa) – Die Behälter aus rostfreiem Stahl erinnern an unlackierte Waschmaschinen. Bei Öffnen des Deckels kriecht kühler Stickstoffnebel aus dem eiskalten Inneren. Die Temperatur der fensterlosen „Waschmaschine“ beträgt etwa 170 Grad – minus, wohlgemerkt. „Sie können ohne weiteres eine Zeitlang ihre Hand da hinein halten, das ist ganz angenehm“, sagt Diplomingenieur Klemens Thoma vom Unternehmen Messer-Griesheim in Krefeld. Während sich die Hand in dem rauhen Klima nur kurzfristig wohl fühlt, ist die Superkälte die ideale Umgebung für menschliche Spermien und Bakterien, die lange Zeit überleben sollen. Die Cryo-Bank- Krefeld (CBK) ist nach Angaben von Messer-Griesheim bundesweit die einzige Kälte-Dienstleistungsbank – und sehr diskret dazu.

Ausgeschlossen von der Lagerung seien nur radioaktive Stoffe, gentechnisch veränderte Proben und bestimmte Viren, so Thoma. „Wir brauchen vom Kunden vor allem Angaben, wie seine Proben gegebenenfalls vernichtet werden können.“ Kunden der CBK sind in der Hauptsache Männer, die an Hodenkrebs leiden. Da sie während und möglicherweise auch nach der Therapie unfruchtbar sind, können sie vor Behandlungsbeginn ihren Samen vom Arzt einfrieren und in der Kältebank (Depotkosten: etwa 400 Mark im Jahr) lagern lassen.

Mit der Einrichtung der Cryo- Bank 1980 wollte das Krefelder Unternehmen ursprünglich Universitäten und die Pharmaindustrie als Kunden gewinnen. Die Einlagerung von neuen oder seltenen Bakterienstämmen in der CBK sei aber die Ausnahme geblieben, erzählt Thoma. Eine Organbank wird die CBK zumindest in naher Zukunft nicht werden können. „Die Technologie, ganze Organe gleichmäßig und zellschonend auf 170 Grad minus abzukühlen, ist noch nicht in Sicht“, meint Thoma. Auch der Traum vom tiefgekühlten und lebend wieder aufgetauten Menschen bleibt damit eine Utopie. Matthias Röder