„Wenn ich die DVU-Sprüche höre, bekomme ich Angst“

An Hamburgs Bahnhöfen, Straßen und Brücken werben rechtsradikale Parteien mit rassistischen Parolen, der jüdische Musiker Yehudi Menuhin forderte während seines kurzen Hamburg-Besuchs ein Verbot der DVU, im Rathaus dagegen werden unverdrossen vornehm und galant wie in besten Wiedergutmachungs-Zeiten ehemalige jüdische Mitbürger Hamburgs zum Senatsfrühstück und Sightseeing-Programm geladen.

David Sternberg, einer der 30 Gäste, die gestern von Bürgermeister Henning Voscherau empfangen wurden, rät den Deutschen zu handeln: „Ich bin der Meinung von Menuhin. Man muß sich gemeinsam gegen solche Parteien wenden, sonst werden wir das gleiche wie in der Nazi-Zeit erleben“. Wie der berühmte Geiger kommt auch David Sternberg ohne Groll nach Hamburg, obwohl der 81jährige 1939 als einer der letzten Hamburger Juden gerade noch nach Israel fliehen konnte. „Ich bin überrascht von dem Empfang“, sagt der kräftige, braungebrannte Mann, „aber die Deutschen müssen aufpassen. Auch Hitler hat klein angefangen.“

Lotte Krasne ist seit 54 Jahren zum ersten Mal wieder in Hamburg. Sie floh als Dreizehnjährige vor den Nazis und lebt jetzt mit ihrem Mann Murray in Florida. Nach Hamburg kam sie ohne Vorbehalte, doch: „Wenn ich die Sprüche der DVU höre, bekomme ich Angst. Es hört sich an wie damals.“

wie/Foto: Jens Peter Meier