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2.000 Mark Prämie für Anschlag auf Flüchtlingsheim

■ Ein ganzes Dorf steht unter Tatverdacht

Berlin (taz) – Dolgenbrodt, ein kleines Dorf südöstlich von Berlin, steht nach Recherchen der taz im Verdacht, rechtsradikale Brandstifter angeheuert zu haben. Der Auftrag lautete: das Abfackeln des örtlichen Asylbewerberheims. Die Staatsanwaltschaft Potsdam bestätigt auf Nachfrage, daß sie in diese Richtung ermittelt. Ihr liegen Zeugenaussagen vor, nach denen Bürger aus Dolgenbrodt zweitausend Mark für die Brandstiftung geboten haben sollen. Der unter dringendem Tatverdacht stehende Silvio J. aus Königs Wusterhausen, der am 17. Mai 1993 festgenommen wurde, bestreitet zwar die Tat, bestätigt jedoch deren Umstände. Der neunzehnjährige Rechtsradikale sagte aus, daß die Dorfbevölkerung sowohl finanzielle als auch logistische Unterstützung zugesagt hatte.

Nach Erkenntnissen der taz war es im Dorf zu einer konspirativen Geldsammlung gekommen, nachdem die Entscheidung des Landgerichts endgültig feststand, 86 Asylbewerber für ein halbes Jahr nach Dolgenbrodt zu schicken. In der Nacht vom 31. Oktober zum 1. November 1992 drangen unbekannte Täter auf das Gelände des ehemaligen Kinderferienlagers „Heinrich Rau“ ein und legten einen Brandsatz. Das Feuer zerstörte das Gebäude der Berliner Filter- und Vergaser-Werke total. Einen Tag später hätten die ersten 44 Asylbewerber ihre Unterkunft beziehen sollen. Bereits im Vorfeld war es zu ungewöhnlich heftigen Streitigkeiten zwischen dem Königs Wusterhausener Vize-Landrat Dr. Helmut Munkow (SPD) und der Bürgerinitiative gegen das Asylbewerberheim gekommen. Am Abend nach dem Brand wurde im Dorfgasthof eine Art Siegesfeier abgehalten. miß

Reportage auf Seite 11

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