Telekom steht auf Uhren

■ Bestechungsskandal zieht Kreise

Berlin (dpa/taz) – Der Bestechungsskandal bei der Telekom zieht immer weitere Kreise. Am Montag erließ der Richter Haftbefehl gegen den Geschäftsführer einer Filmproduktionsfirma aus dem Stuttgarter Raum, teilte die Darmstädter Staatsanwaltschaft mit. Inzwischen wurden zwei Manager von Werbeagenturen und vier Telekom-Mitarbeiter verhaftet; gegen 19 Verdächtige wird ermittelt.

Die Staatsanwaltschaft beschuldigt die Telekom-Mitarbeiter der Untreue und der Bestechlichkeit. Sie sollen von Werbeagenturen und Filmproduktionsfirmen Cartier-Uhren, Reisetickets und erhebliche Summen Bargeld angenommen und ihnen im Gegenzug die lukrativen Aufträge der Telefongesellschaft zugeschanzt haben. Mit fingierten Rechnungen und Luftbuchungen versuchten sie, die Spuren zu verwischen. „Es handelt sich um einen Schaden in Millionenhöhe“, sagte Oberstaatsanwalt Georg Nauth. Gerüchte, wonach ein mit zehn Millionen Mark gefülltes Konto den Mitarbeitern zur freien Verfügung stand, wurden bisher allerdings nicht bestätigt. Bezahlen für die teure Werbung für den Monopolbetrieb müssen die KundInnen.

Am Freitag war ein Geschäftsbereichsleiter des Fernsprechunternehmens festgenommen worden. Vier der Verhafteten sind noch in Untersuchungshaft, zwei gegen Auflagen und Kautionen von 300.000 und 400.000 Mark auf freien Fuß gekommen. Der Mitinhaber Mayer der Münchener Marketingagentur HM1 Heuser, Mayer und Partner, dessen Firma in den Skandal verwickelt ist, antwortete gestern gegenüber der taz lediglich mit einem Fluch auf die Anfrage. aje