Berliner SEK „Tretmine“ für kotfreie Gehwege

Berlin (taz) – Den 110.000 Berliner Hundehaltern will man jetzt an den Kragen oder besser ans Portemonnaie. Die chronische Ebbe in Berlins Stadtkasse scheint die augenzwinkernde Allianz zwischen Hundebesitzern, Polizei und Politikern aufzuweichen. Derzeit kursieren bereits erste Pläne, wie man seitens der Polizei das Straßenreinigungsgesetz endlich durchsetzen will. In diesem Gesetz ist dank der Alternativen Liste (heute Grüne/ Bündnis 90) bereits seit 1988 festgeschrieben, daß jeder Hundehalter den Kot seines Tieres unverzüglich zu beseitigen hat. Zuwiderhandlungen werden mit Bußgeld in Höhe von 20 Mark belegt. Wer je durch Berlins zugeschissene Straßen und Boulevards gewatet ist, weiß allerdings um die Gesetzestreue der Berliner Hundehalter. Geplant ist, daß Berlins Politessen, die ihr Augenmerk bisher hauptsächlich ParksünderInnen gewidmet haben, sich nun vermehrt der Kontrolle des Gassigehens zuwenden sollen. Auch werden Überlegungen angestellt, ob man die allseits beliebten Kontaktbereichsbeamten (KOBs), die sich in ihren Bezirken jeweils bestens zurechtfinden, vermehrt zur Zielfahndung gegen renitente Hundebesitzer einsetzen könnte.

Lohnend wäre die Sache allemal: Bis zu zehn Millionen Mark könnten jährlich durch die Hundekotkontrollen in Berlins ausgemergelte Kassen fließen. Sorge bereitet noch die allgemeine Aggressivität der Hunde und ihrer HalterInnen. Bei der Polizeigewerkschaft sind bereits Überlegungen angestellt worden, für die mutigen Kolleginnen und Kollegen vom sogenannten „Tretminenkommando“ wegen des durchaus erhöhten Bißrisikos bewaffneten Geleitschutz anzufordern.

Kreuzbergs Gesundheitsstadtrat Engelmann (CDU), für den die Wirkung des Straßenreinigungsgesetzes gleich null ist, hat andere Ideen. Er will eine Zusatzsteuer für Hundebesitzer, die zweckgebunden für eine Hundekot-Beseitigungsfirma verwendet werden soll. Er würde gern in seinem Bezirk einen Modellversuch starten und erhofft sich davon Arbeitsplätze und – saubere Gehwege. Peter Huth