Vorschlag

■ Jazz Passengers im Quasimodo

Just zur Premiere ihres jüngsten Studio-Albums „Plain Old Joe“ (kfwcd 139) zeigt sich die Knitting Factory Band Jazz Passengers heute abend im Quasimodo. Saxophonist Roy Nathanson, Posaunist und Sänger Curtis Folwkes und Perkussionist E.J. Rodriguez entstammen der Lounge-Lizards-Schiene, Geiger und Gitarrist Jim Nolet, Vibraphonist Brian Carrott und Bassist Chris Wood machen das Sextett tourfähig. Die Jazz Passengers, das läßt der Name schon erwarten, hören sich an wie eine Reise im Hochgeschwindigkeitszug durch die Traditionen des Nachkriegsjazz – swingend, boppend, free, gebrochen. Keine lähmenden Grenzkontrollen, keine zeitraubenden Stopps an verschlafenen Provinzbahnhöfen, keine Umwege auf Nebengleisen. Wer hier zuzusteigen gedenkt, sollte seinen Dickschädel zuvor anderen Transportunternehmen anvertraut haben. Die Jazz Passengers jedenfalls scheinen die angestaubten John-Lurie-Bänder tatsächlich schon längst gegen die unverwüstlichen John-Coltrane- und Ornette-Coleman-Scheiben eingetauscht zu haben, wie sie es auch selbst behaupten.

Wer es dennoch anrüchig findet, daß auch ein Pausengeplapper schon Jazz sein soll, oder wer auch weiterhin glauben möchte, daß ein Coltrane-Zitat sich so gar nicht mit Klezmer-Gefidel verträgt, der sollte diesem Zug keinesfalls hinterherrennen. Wer wissen will, wie es fernab jedes modrigen Mainstreams um den Jazz bestellt ist, wer mitschmunzeln kann über die Geschichten von Männern, die 58 Wochenstunden schuften und ein Haus ihr eigen nennen, wer vielleicht immer noch hofft, daß zeitgenössischer Kammerjazz auch den Hörern Spaß bringt, den erwartet jetzt der Druckausgleich. Christian Broecking

Jazz Passengers: 22 Uhr im Quasimodo, Kantstraße 12a